Auf der Suche nach dem „Next Big Thing“ in der Feuchtemesstechnik

Studierende der Studienrichtung Innovationsmanagement behandelten in ihrem letzten Transferprojekt das Thema Feuchtemessung im Geschäftsbereich Agrar der Firma Schaller Messtechnik GmbH. Das Ziel des Projekts war es, eine Prognose für die Branche im Jahr 2035 zu treffen, anhand derer Handlungsempfehlungen und mögliche Ideen für neue Produkte und/oder Geschäftsmodelle abgeleitet werden können.
Wir haben die Beteiligten im Folgenden dazu befragt, wie sie die Vorgehensweise und Zusammenarbeit während des Projekts empfunden haben:

 

Welche Methoden habt ihr im Projekt angewendet?

Eine große Herausforderung in unserem Projekt war, Voraussagen für die Feuchtemessung im Bereich Agrar (Lebensmittel und Biomasse) für das Jahr 2035 zu treffen, sprich, wohin entwickelt sich die Branche und der Markt. Eine direkte Vorhersage ist für das Produkt „Feuchtemessgerät“ nicht möglich, daher haben wir das „Picture of the Future“ Konzept in Kombination mit dem Fünf-Säulen Modell herangezogen. Dabei wird eine Branche in verschiedene Elemente aufgeschlüsselt (Produkt, Ressourcen, Markt, Geschäftsmodelle und Organisationen) und diese für den/die Auftraggeber*in, sowie deren Kund*innen und (wie in unserem Fall) die Kund*innen der Kund*innen betrachtet. Für das konkrete Beispiel wurden drei Ebenen:
1. die Schaller Messtechnik GmbH
2. deren Kund*innen (Landwirte, Mess- und Prüfinstitute, Lebensmittelgroß- und Einzelhändler)
3. Konsument*innen als Endabnehmer in dieser Wertschöpfungskette definiert.

Auf der Konsument*innenebene lässt sich anhand der Megatrends (globale Phänomene, die über mehrere Jahrzehnte auf allen Ebenen und in allen Teilen der Gesellschaft wirken) eine Prognose für die Zukunft erstellen. Ein Beispiel für so einen Megatrend wäre die Globalisierung oder auch das steigende Gesundheitsbewusstsein der Menschen.

Nimmt man nun aufgrund des steigenden Gesundheitsbewusstseins eine Tendenz zu mehr Bio-Lebensmitteln an, gewinnt die Materialfeuchtigkeit an Bedeutung. Unbehandelte Lebensmittel sind anspruchsvoller, was die Toleranz in Bezug auf Feuchtigkeit bei der Lagerung betrifft. Dieser Trend kann auch das Interesse nach weiteren Messparametern wecken, die verbesserte Rückschlüsse auf die Lebensmittelqualität zulassen. Damit war das „Picture of the Future“, in die oben genannten fünf Säulen aufgegliedert ein Kernelement unseres Projektes und ein wichtiges Zwischenergebnis.

 

Wie seid ihr im Projekt vorgegangen?

Im ersten Teil des Projektes haben wir uns zunächst in einer umfangreichen Sekundärrecherche (dabei wird die vorhandene Literatur gesucht und gesichtet) ein erstes Bild über die Thematik verschafft. Dabei waren neben Studien, die eine ähnliche Aufgabenstellung wie unsere behandelten und vor allem Marktdaten im Fokus. In kleineren Sub-Teams wurde jeweils eine Säule des Modells bearbeitet.

Weiters haben wir uns in einer Oberzielabstraktion überlegt, was das zugrundeliegende Bedürfnis der Kund*innen von Schaller sein könnte. Dabei bewegt man sich, vereinfacht gesagt, in mehreren Abstraktionsschritten weg vom Produkt, hin zu den Kund*innen und den Handlungen, die mit dem Produkt oder im Zusammenhang damit durchgeführt werden.

Die für die Branche (Messtechnik, Landwirtschaft und Lebensmittel) relevanten Mega- und Makrotrends haben wir in einem Trendmapping identifiziert und dann auf die fünf Säulen der Branche angewandt.

Für die Geschäftsmodellentwicklung sind wir nach dem Business Model Canvas vorgegangen. In diesem Tool werden alle Elemente eines Geschäftsmodells abgebildet und man kann Zusammenhänge sehr gut veranschaulichen. Vom Kundenbedürfnis über benötigte Ressourcen, Investitionen, mögliche Kooperationspartner bis hin zur „Profit Formula“, die mögliche Preisstrukturen für Produkte und Dienstleistungen abbildet, kann hier auf einem Blick ein neues Geschäftsmodell übersichtlich dargestellt werden und bietet dann die Basis für weitere Überlegungen.

Um das Bild noch weiter abzurunden und Detailinformationen zu interessanten zukünftigen Entwicklungen zu bekommen, wurden weiters Interviews mit Anwendern aus verschiedensten Bereichen (vom Landwirt über Qualitätssicherungsbeauftragte bis hin zu Vertriebspartnern) geführt.

 

Was habt ihr beim Projekt für euch mitgenommen?

Besonders hat uns begeistert, wie man die Wirkung der Megatrends auch in einem hochtechnischen, Business-to-Business (B2B) -geprägten Umfeld spürbar und sichtbar machen konnte. Zuerst waren wir noch ein wenig skeptisch, ob und wie wir neue Ideen für unsere Auftraggeber*innen liefern konnten, da wir, wie oben schon erwähnt, bisher sehr wenig Berührungspunkte mit der Thematik hatten. Nach einer kurzen Einarbeitungsphase sind wir dann doch schnell ins kreative Arbeiten gekommen, was uns viel Spaß gemacht hatte.

Die von uns eingangs aufgesetzte Struktur sowie der Zeitplan waren für das Projekt angemessen – trotz dem einen oder anderen Set Back konnten wir beides gut einhalten und waren am Ende sehr zufrieden mit dem Ergebnis, was auch von unseren Auftraggeber*innen bestätigt wurde.

 

Gab es etwas, was euch besonders überrascht hat?

Beeindruckend war, wieviel High-Tech schon heute in der Landwirtschaft zu finden ist – vom autonom fahrenden Traktor bis hin zu Drohnen, die über Bildanalyse Unkraut identifizieren und gezielt Spritzmittel einsetzen (wodurch eine insgesamt geringere Schadstoffbelastung erzielt wird). Die automatische Erhebung und Interpretation von Messdaten ist auch ein Thema, welches intensiv erforscht und auch schon teilweise kommerzialisiert ist, und es wird spannend, wie Feuchtigkeitsmessungen hier weitere Verbesserungen liefern werden können.

 

Was sind eure persönlichen Eindrücke nach Abschluss des Projekts?

Die Zusammenarbeit mit Schaller war sehr angenehm – unsere Fragen wurden immer schnell beantwortet und in den Meetings herrschte eine angenehme, konstruktive Atmosphäre. Die Firma selbst ist ein Paradebeispiel für einen „Hidden Champion“, denn man würde nicht in einem kleinen Ort in der Oststeiermark mit einem Weltmarktführer in der Messtechnik rechnen.

Spannend war, wie sich unser Team im Laufe der Zeit geformt und entwickelt hat – jeder von uns hatte seinen eigenen Bezug zum Thema und konnte sich und seine Stärken individuell in das Projektteam einbringen. Das Sprichwort „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ traf hier absolut zu!

Es war auch eine großartige Erfahrung, die im Studium erlernten Tools und Techniken auf ein Beispiel aus der „realen Welt“ anwenden zu können. Leider konnten wir uns aufgrund unserer Berufstätigkeit und der immer noch vorherrschenden Corona-Restriktionen nur selten im gesamten Projektteam treffen, das Intensivwochenende bot aber die Gelegenheit uns auch einmal persönlich auszutauschen.

Hier geht es zum Newsbeitrag: Schaller Messtechnik kooperiert mit der FH CAMPUS 02