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Vom RWC-Studium zum KI-Start-up: Wie Mytalents.ai die Zukunft der KI-Bildung gestaltet

Interview mit Florian Hasibar, Mitgründer von Mytalents.ai

Heute spricht Florian Hasibar über seinen Werdegang von der Absolvierung des Studium Rechnungswesen und Controlling an der FH CAMPUS 02 bis zur Gründung von Mytalents.ai, und wie die Inhalte des Studiums seine Karriere und die Unternehmensmission geprägt haben.

Warum hast du dich damals für das Studienangebot Rechnungswesen und Controlling entschieden?

Mich haben schon immer Finanzen, Daten und Analysen interessiert. Schon während meiner Zeit in der Handelsakademie hatte ich die Möglichkeit, den Schwerpunkt auf Rechnungswesen und Controlling zu legen. Daher war es nur logisch, diesen Weg im Studium fortzusetzen. Die Entscheidung hat mich perfekt für verschiedene Stationen meiner Karriere vorbereitet, von der Wirtschaftsprüfung bis hin zur Finanzleitung in einem Softwareunternehmen. Heute bin ich stolzer Mitgründer meines eigenen Unternehmens.

Portrait Florian Hasibar
Copyright: Glorian Krenn

 

Wenn du an dein Studium zurückdenkst, woran denkst du besonders gerne?

Ich denke gerne an die anstrengenden, aber auch unglaublich lehrreichen Zeiten zurück. Im Studium habe ich verstanden, dass Erfolg auch bedeutet, hart zu arbeiten und manchmal auch gewisse Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen.

Was war für Sie der Wendepunkt in der Anwendung von KI im Arbeitsalltag?

Der größte Wendepunkt war am 30.11.2022 mit der Veröffentlichung von ChatGPT. In meinem letzten Unternehmen, in dem ich die Leitung für Finanz-, Daten- und Wachstumsmarketing innehatte, haben wir sofort die Chancen erkannt und generative KI in unseren Workflow integriert. Mit Erfolg – unsere KPIs haben sich drastisch verbessert und unsere Produktivität wurde mehr als verdoppelt. Schnell kam die Frage auf: Können wir das gesamte Team schulen, inklusive Softwareentwickler*innen, Kundendienstmitarbeiter*innen usw., in der Nutzung von KI-Tools wie ChatGPT?

Wie ist mytalents.ai entstanden?

Nachdem ich Fabian, einem guten Freund und langjährigen Softwareentwickler und KI-Kenner, die Idee gepitcht hatte, waren wir beide sofort begeistert. Die Idee zu Mytalents.ai entstand aus der Notwendigkeit heraus, KI-Wissen für die breite Masse zugänglich zu machen.

Team mytalents ai
Copyright: Glorian Krenn


Welche Vision und Mission verfolgt
mytalents.ai?

Unsere Vision ist es, KI-Kompetenzen zu demokratisieren. Unsere Mission ist es, Menschen nicht nur Fachwissen, sondern auch das nötige ethische Bewusstsein für den Einsatz von KI zu vermitteln. Wir bieten maßgeschneiderte Online-Kurse für unterschiedliche Berufsgruppen und Fachbereiche an. Bei mytalents.ai lernt jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter von Marketing, Vertrieb, HR, Softwareentwicklung oder Finanzen, wie KI sicher und effizient in seinem Unternehmensalltag eingesetzt werden kann. Wir bieten ein breites, niederschwelliges und ständig wachsendes Angebot an Online-Kursen zum Selbststudium. So können Unternehmen aller Größen ihre Mitarbeiter*innen in der Anwendung von KI-Tools schulen.

Copyright: Glorian Krenn

 

Welche Herausforderungen gab es bisher und welchen Tipp hast du für andere Gründer*innen?

Eine der größten Herausforderungen, denen wir uns bisher stellen mussten, war die rasche Zusammenstellung eines engagierten Teams, das unsere Vision teilt. Wir haben auch geeignete Kursentwickler*innen finden müssen, um schnell ein umfangreiches Kursportfolio aufzubauen. Es ist uns wichtig, dass jedes Teammitglied die gleiche Begeisterung für KI und KI-Tools hat wie wir. Ich gebe im Team wöchentlich Updates zu den neuesten Entwicklungen und Veränderungen im Bereich KI. Wir ermutigen alle, sich die Kurse auf unserer Plattform anzusehen, denn es ist uns wichtig, dass wir selbst die besten Vorzeigekunden sind.

Darüber hinaus war es eine große Herausforderung, unsere Plattform in kürzester Zeit marktfähig zu machen, während wir gleichzeitig intensive Gespräche mit Investoren und Partnern führen.

Ein wichtiger Tipp, den wir anderen Gründern geben möchten, ist, die Idee von Anfang an am echten Markt zu validieren und von Tag 1 an mit Kundinnen und Kunden zu sprechen. Oft neigen wir dazu, uns in die Entwicklung zu vertiefen und ein vermeintlich “perfektes” Produkt zu schaffen, nur um festzustellen, dass es am Markt nicht ankommt. Der direkte Dialog mit den Kundinnen und Kunden ist von unschätzbarem Wert. Es kann so einfach sein wie direktes Feedback einzuholen. Dadurch können wir schnell lernen, was funktioniert und was nicht, ohne zu viel Zeit und Ressourcen in die Entwicklung eines Produkts zu investieren, das letztendlich niemand haben möchte.

Welche Rolle spielt KI in der Produktivität von Unternehmen?

KI hat das Potenzial, die Effizienz in Unternehmen dramatisch zu erhöhen. Unsere Erfahrung zeigt, dass die Implementierung von generativer KI die Produktivität steigert. Eine kürzlich von Deloitte durchgeführte Studie untermauert unsere Vision: 93 % der befragten heimischen Führungskräfte stehen der Einführung von KI positiv gegenüber, doch die Umsetzung bleibt zurück. 71 % identifizieren fehlendes Know-how als Haupthindernis, wobei fast die Hälfte der Meinung ist, dass öffentliche Plattformen und spezielle Aus- und Fortbildungsangebote die Investitionen in KI vorantreiben könnten. Wir möchten dazu beitragen, dass Europa nicht nur mithält, sondern anführt.“

Wie kann KI im Finanzbereich angewendet werden?

Künstliche Intelligenz bringt im Finanzbereich genauso wie in anderen Bereichen natürlich auch Vorteile mit sich. Konkrete Anwendungsfälle könnten die Perfektionierung der Budgetplanung, die Automatisierung von Buchhaltungsprozessen, die Personalisierung von Softwareeinführungen, die Analyse von internen Kontrollsystemen (IKS), die Erweiterung des Finanzfachwissens, die souveräne Meisterung von Meetings und Präsentationen, die Gestaltung von Bewerbungsgesprächen und Jobausschreibungen sowie die Erstellung von Checklisten für Kontoabstimmung und Monatsabschluss sein. Die Anwendungsfälle sind nahezu unendlich.

Müssen RWC Studierende vor der KI Angst haben?

Ganz im Gegenteil. Wie in einer IBM Studie zitiert wurde: “Wir werden nicht von der KI ersetzt, sondern von Personen, die KI einsetzen. Jeder, der sich früh mit KI und KI-Anwendungen beschäftigt, wird einen Vorteil in der Zukunft haben, deswegen ist es auch unabdinglich, KI-Kompetenzen in der Lehre zu schulen. Hier geht der Studiengang RWC aber schon in die richtige Richtung und evaluiert eine Implementierung – wahrscheinlich als einer der Finanzstudiengänge in Österreich.

Vielen Dank, lieber Florian, für das interessante Gespräch und weiterhin viel Erfolg mit Deinem Unternehmen.