Technikerinnen an der FH CAMPUS 02

Dürfen Technikerinnen Rosa tragen?

Wir sagen: Ja, und zwar egal, ob im Homeoffice oder nicht.
Frauen in der Technik – immer noch ein seltenes Bild. FH-Rektorin Kristina Edlinger-Ploder und drei erfahrene und angehende Technikerinnen der FH CAMPUS 02 analysieren, warum es immer noch schwer ist Frauen für technische Berufe zu begeistern.

Wie gelingt es uns, junge Frauen in technische Ausbildungen zu bringen, in Berufe, die im Regelfall gut bezahlt sind, Aufstiegsmöglichkeiten bieten und sehr spannend sind?” Diese Frage stellt Kristina Edlinger-Ploder, Rektorin an der Fachhochschule der Wirtschaft CAMPUS 02, gleich zu Beginn in einem Artikel im Steiermark Magazin. „Fehlt es jungen Frauen vielleicht an Mut?“

Jutta Isopp, Lehrbeauftragte an der FH CAMPUS 02, glaubt nicht, dass es um Mut geht: „Es ist eher der gesellschaftliche Druck, etwa wenn jungen Menschen ständig suggeriert wird, wie schwer Mathematik ist.“
„BWL, Rechnungswesen, das war meins. Das habe ich an der HAK lieben gelernt. Außerdem habe ich von Freunden gehört: ,Probier was Technisches, als Frau hast du da Superchancen.‘ Mich hat die Mischung aus Wirtschaft und der Technik, die meine Ausbildung so besonders macht, fasziniert”, erklärt Lisa Zirkl, Studentin des Bachelor-Studiengangs Business Software Develoment.
Verena Fuchs, Masterstudentin Automatisierungstechnik/Wirtschaft, sieht Frauen in der Technik auch heutzutage noch nicht als selbstverständlich an, auch in den Augen der männlichen Kollegen nicht: „Wenn man mit einem Kollegen ein Problem hat und nicht weiß, wo das Problem liegt, stellt sich schon irgendwann die Frage, ist das, weil ich eine Frau bin oder weil ich jung bin?“

Frauen wirken sich positiv auf das Team aus

„Der zwischenmenschliche Umgang in gemischten Teams ist ein anderer“, so Jutta Isopp gegenüber dem Steiermark Magazin. „Die Anwesenheit von Frauen hat auch Auswirkungen auf das Produkt selbst. Es sind Frauen, die in ehemals reine Männerteams andere Sichtweisen hineinbringen, breiter gestreute Betrachtungen als die klassischen Algorithmen, die in männlichen Teams entwickelt wurden. Je mehr Lebenswelten zusammenkommen, desto besser wird das Ergebnis.“

Vier Technikerinnen der FH CAMPUS 02
Jutta Isopp, Eva Schirgl, Verena Fuchs und Lisa Zirkl – vier Technikerinnen der FH CAMPUS 02 über Technikerinnen in der Männerdomäne und ihre Begeisterung für Technik.
(c) Steiermark Magazin, NR.2, März 2020

Der fehlende rote Knopf

Isopp: „Ich war schon als Role-Model unterwegs, habe fast alles mitgemacht, auf meinem ganzen Werdegang begleitet mich diese Frage. Nein, den roten Knopf gibt es nicht.”  Lisa Zirkl würde bei den Eltern ansetzen: „Meine Eltern haben mich am Anfang ungläubig gefragt: ,Ja bist du sicher, willst du das wirklich machen?‘. Es wäre notwendig, Eltern die Augen zu öffnen, dass technische Berufe für
Mädchen total cool sind.“ Eine kosmetische Behübschung technischer Berufe für das Marketing hält Jutta Isopp für falsch: „Verpacken
hilft nicht, weil man trotzdem sagen muss, es sind Technik und Mathe drinnen. Und dann kommt das zweite Semester und alle Mädls sind weg.“ Edlinger-Ploder erinnert daran, wie spannend Data Science oder Data Analytics für junge Leute sind: „Datenanalyse muss doch jeden interessieren, in jeder Branche. Datenanalyse greift im Klimawandel und Klimaschutz, bei NGOs, bei jedem, der die soziale Lage verbessern will.“ Das ist für sie die Botschaft, die an junge Leute gebracht werden müsste, um das Interesse an den Berufsfeldern zu wecken.

Vorbildwirkung, auch in Rosa

Frauen müssen keinesfalls auf Puppen oder rosa Kleidung verzichten, um sich in der Technikbranche durchzusetzen. Es braucht vielmehr eine Gesellschaft, die Frauen in der Technik akzeptiert und fördert sowie Vorbilder.
Verena Fuchs: „Um mehr junge Frauen für Technikausbildungen zu interessieren, seien positiv eingestellte
Eltern und Bezugspersonen wichtig. „Ob Onkel, Nachbarin oder die beste Freundin, wenn dich eine Bezugsperson bestärkt und den Horizont erweitert, ist das schon etwas!“ Auf Vorbildwirkung setzt auch Lektorin Eva Schirgi: „Frauen aus technischen Berufen müssen noch viel mehr in Schulen reingehen und Werbung dafür machen!”
“Weil einem die Welt offensteht, weil man Lösungen generiert und weil die Jobs gut bezahlt sind“, so Jutta Isopp.