Frauen sind in den technischen und digitalen Berufen tendenziell unterrepräsentiert – dabei müsste das nicht sein. Im Rahmen unserer Serie “Absolvent*in des Monats” hatten wir diesmal das Vergnügen, mit Doris Lippert über ihre Studienzeit zu sprechen. Doris ist heute als Director Global Partner Solutions bei Microsoft Österreich tätig. In diesem Interview werfen wir nicht nur einen Blick auf ihren beruflichen Werdegang, sondern beleuchten auch das wichtige Thema „Frauen in der IT-Branche“.

Warum hast du dich damals für das Studienangebot am Department Marketing & Sales der FH CAMPUS 02 entschieden?

Nach meiner Ausbildung an der HTL Ungargasse war es mir ein Anliegen, einen praxisnahen Studiengang zu wählen, um für mich die Verbindung zwischen Wirtschaft und IT herzustellen. Ich habe mich schon immer als Bindeglied zwischen diesen Welten gesehen und fühle mich in beiden gleichermaßen wohl. Aus diesem Grund entschied ich mich dafür, meine betriebswirtschaftlichen Kenntnisse mittels eines Studiums zu vertiefen, obwohl ich ehrlich gesagt nicht wusste, wohin mich diese Kombination beruflich führen würde. Tatsache war: die Themenvielfalt des Studiums faszinierte mich. 

 
Wenn du an dein Studium zurückdenkst, woran denkst du besonders gerne? 

Die persönlichen Beziehungen im Studiengang, der regelmäßige Austausch mit anderen Studierenden und die Vielfalt des Studiums haben mich geprägt. Von Anfang an habe ich meine Entscheidung für dieses Studium als richtig empfunden, da jedes Studienjahr neue spannende Themen bot und ich meine Interessen durch Projekt- und Gruppenarbeiten einbringen konnte. Der Standort der FH CAMPUS 02 war einzigartig und besonders für mich. Ich erinnere mich gerne an die vielen Tage, die wir draußen verbracht haben – sei es bei der Erarbeitung diverser Aufgabenstellungen oder bei der gemeinsamen Vorbereitung auf Prüfungen. Während dieser Zeit habe ich einige meiner engsten Freund*innen kennengelernt. Insgesamt habe ich an der FH CAMPUS 02 viele wunderbare Persönlichkeiten getroffen, an die ich oft und gerne zurückdenke. 

Welche Erfahrungen hast du in deiner beruflichen Laufbahn gesammelt und wie haben sie dich geprägt?

Meine berufliche Laufbahn ist geprägt von unterschiedlichen Erfahrungen – einige positiv, einige negativ und andere neutral. Ich habe sowohl in einem großen Konzern, als auch in einem kleinen Start-up gearbeitet und bin jetzt wieder in einen Konzern zurückgekehrt. Dabei habe ich den schwierigen Einstieg ins Berufsleben erlebt und zweimal auch den Wiedereinstieg nach der Karenzzeit. Von Rückschlägen bis hin zu Erfolgen war alles dabei. Jede dieser Erfahrungen hat mich auf ihre Weise weitergebracht. Ich betrachte meine berufliche “Laufbahn” (Achtung Wortspiel 😉) mittlerweile als einen Marathon, nicht als Sprint. Langfristige Erfolge sind für mich wichtiger als kurzfristige Etappensiege. Ich konzentriere mich darauf, nicht nur auf das Ziel hinzuarbeiten, sondern auch den Weg dorthin zu genießen und aus jedem Moment zu lernen.

Inwiefern hat dich dein Studium dabei unterstützt diese berufliche Laufbahn zu verwirklichen? 

Ich werde oft gefragt, was ich studiert habe. Mein grundlegendes Wissen über Betriebswirtschaft verdanke ich zweifellos meinem soliden Studium. Doch noch wichtiger für meine berufliche Entwicklung war das Mindset, das ich entwickelt habe. Ich nenne es das “always learning” Mindset. Für mich bedeutet das die Offenheit für neue Themen und Aufgabenstellungen sowie die Bereitschaft, kontinuierlich neues Wissen zu erwerben. 

Die Zusammenarbeit in Gruppenarbeiten über Fachbereiche hinweg hat mir geholfen, in der realen Arbeitswelt zu bestehen. Ich glaube, dass wirklicher beruflicher Erfolg im gemeinsamen Voranbringen von Themen liegt, und genau das habe ich während meines Studiums gelernt. 

Frauen sind in der Technikbranche leider immer noch selten anzutreffen, insbesondere in Führungspositionen. Welche Erfahrungen hast du als Frau in der Technikbranche gemacht und welche Ratschläge würdest du anderen Frauen geben, die eine ähnliche Laufbahn anstreben? 

Frauen sind in der Technikbranche leider immer noch unterrepräsentiert, besonders in Führungspositionen. Dennoch möchte ich alle Frauen ermutigen, eine Karriere in der IT anzustreben. Diese Branche bietet zahlreiche Chancen, spannende Themen, faire Bezahlung und vielfältige Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung. Als Mutter zweier Töchter kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass heutzutage alles möglich ist. Die IT-Branche ist bunt, divers und geprägt von vielen talentierten Persönlichkeiten. Jeden Tag lerne ich dazu und sauge das Wissen auf wie eine Droge, die mich fasziniert. 

Meine eigenen Erfahrungen in der IT-Branche sind vielseitig. Wenn ich über das Thema Chancengleichheit in der Branche spreche, fühle ich mich oft, als käme ich aus der Zukunft. Bei Microsoft erlebe ich alle Möglichkeiten und den besten Support, den man sich nur wünschen kann, sei es nach meinen Kinderpausen oder zu Beginn meiner Karriere als junge Mitarbeiterin. Natürlich befinde ich mich dabei oft in meiner eigenen “Bubble”. Doch die Realität, insbesondere in Kunden- und Partnerschaftssituationen, sieht anders aus. Oft sitze ich als Frau allein am Tisch. Aber diese Situation ändert sich langsam, und das ist erfreulich.

Mein Ratschlag an alle Frauen: Seid mutig, authentisch und vor allem: Seid perfekt unperfekt. Die sozialen Medien präsentieren oft eine makellose Welt, aber es ist wichtig zu akzeptieren, dass niemand ohne Fehler ist. In unserem Alltag tragen wir verschiedene Hüte (Mutter, Frau, Tochter, Managerin, Kollegin, Köchin, Sportlerin…), und nicht alle müssen zu jeder Zeit perfekt sein. Man muss nicht immer mehr geben, um als Frau wahrgenommen zu werden. Ich versuche, meine Unvollkommenheiten anzunehmen und mich darauf zu konzentrieren, weniger Dinge richtig gut zu machen, anstatt alles erfüllen zu müssen. Zudem ist es wichtig, diese Errungenschaften klar zu kommunizieren.  

Wo siehst du in Zukunft die Herausforderungen für Marketing & Sales? Welche Inhalte sollten in der Lehre besonders fokussiert werden? 

Die Integration von Technologien wie künstliche Intelligenz verspricht enorme Möglichkeiten und eröffnet neue Wege für Marketing- und Vertriebsstrategien. Gleichzeitig wird die Diskussion über lokale versus globale Märkte immer relevanter. 

Studierenden rate ich… 

Think big!

Auf ein paar Worte mit Doris: 

• Aus meiner Studienzeit besitze ich noch…
  …nichts außer Freundschaften  
  

• Wer hat dich inspiriert?
  Steve Jobs
  

• Wenn ich noch einmal studieren würde, würde ich…
  …mehr aufpassen 😉 
  

Mein Studium in 4 Worten:

• abwechslungsreich
• lustig
• kurzweilig
• inspirierend