Im Rahmen unserer Serie “Absolvent*in des Monats” hatten wir diesmal das Vergnügen, mit Petra Mathi-Kogelnik über ihre Studienzeit zu sprechen. Von ihren Anfängen als Gebietsmanagerin bei dm drogerie markt GmbH über internationale Projektleitung bis hin zur HR-Führungskraft gibt sie uns Einblicke in ihre erfolgreiche Karriere und die Herausforderungen des modernen Human Ressource Managements. Erfahrt in unserem Interview, warum Persönlichkeitsentwicklung genauso wichtig ist wie fachliche Expertise und welche Strategien dm verfolgt, um als Top-Arbeitgeber zu gelten.

Warum hast du dich damals für das Studienangebot am Department Marketing & Sales der FH CAMPUS 02 entschieden? 

Ich beendete damals den 1. Abschnitt des BWL-Studiums und war sehr unzufrieden mit den rein theoretischen Inhalten. Ich sehnte mich nach mehr Praxisbezug und das Studium ließ sich auch schwer mit einem Job vereinbaren, ich wollte aber unbedingt arbeiten. Außerdem brannte ich während des Studiums für zwei Bereiche: Marketing und Internationalität, so war für mich klar, ich WILL UNBEDINGT Marketing & internationale Geschäftstätigkeit (so hieß das Studium damals) studieren und auf die FH wechseln.

Wenn du an dein Studium zurückdenkst, woran denkst du besonders gerne? 

Sehr gerne denke ich an die besonders enge Gemeinschaft zurück, die sich unter uns Studierenden entwickelte. Dies war ein klarer Vorteil der Fachhochschule, wo wir nicht nur individuell, sondern auch als Gruppe wuchsen. Gemeinsam durchlebten wir Höhen und Tiefen, und gerade die Vielfalt unserer Hintergründe – sei es in Bezug auf Biografien, Lebensphasen, Berufe oder fachliche Schwerpunkte – bereicherte unsere Gemeinschaft ungemein. Diese Vielfalt spiegelte sich nicht nur im Lernen wider, sondern auch in der Zusammenarbeit an Projekten und der Fähigkeit, Lösungen aus verschiedenen Perspektiven zu finden.

Besondere Erinnerungen verbinde ich auch mit den Lektor*innen an der Fachhochschule sowie den externen Gastreferent*innen. Die Stunden mit ihnen waren geprägt von einem respektvollen und gleichberechtigten Austausch, begleitet von zahlreichen Diskussionen. Ich habe stets das Gefühl gehabt, dass es ihnen ein echtes Anliegen war, uns während dieser anspruchsvollen vier Jahre neben unseren Vollzeitjobs gut zu unterstützen.

Welche Erfahrungen hast du in deiner beruflichen Laufbahn gesammelt und wie haben sie dich geprägt? 

Nach Abschluss meines Studiums trat ich als Gebietsmanagerin bei dm drogeriemarkt in der Steiermark ein. Dort konnte ich sofort die vielfältigen Erkenntnisse und das umfangreiche Wissen aus meinem Studium in die Praxis des Einzelhandels umsetzen und vertiefen. Nach zwei Jahren erfüllte sich mein Traum vom internationalen Arbeiten, als ich für dm für 2 Jahre nach Italien ging, um dort ein Projekt zu leiten. Diese Erfahrung war besonders wertvoll, da ich einen Einblick in sämtliche Bereiche eines Handelsunternehmens erlangte, einschließlich Expansion, Vertrieb, Finanzen & Controlling, Marketing & Einkauf, Mitarbeitermanagement, und Logistik. Nach meiner Rückkehr nach Österreich wurde ich in die Geschäftsleitung befördert und bin seit 2006 als Geschäftsführerin tätig.

Während meiner Zeit als Ressortleiterin für Österreich betreute ich unsere 11 Tochterunternehmen in Süd- und Südosteuropa. Gleichzeitig war ich für die Vertriebsregion in der Steiermark mit 54 Handels- und Dienstleistungsfilialen und rund 700 Mitarbeiter*innen verantwortlich. Seit 2021 bin ich als fachbereichsverantwortliche Geschäftsführerin für Österreich und unsere 11 Tochterunternehmen in den Bereichen Rechtsservice international, Einkommensgestaltung & Zusatzleistung, Kultur & Entwicklung, Arbeitsgemeinschaftsmarke, internationales Recruiting, Erneuerungsmanagement (Projekt-, Anforderungs- Prozessmanagement) und Mitarbeiterdatenmanagement verantwortlich.

Die Zeit seit der Coronapandemie hat den HR-Bereich grundlegend verändert und uns vor ganz neue Herausforderungen gestellt. Es fühlte sich manchmal an, als wären wir mitten in einem fortlaufenden Studium gelandet, da wir uns plötzlich mit Themen auseinandersetzen mussten, die zuvor weniger relevant schienen. HR-Abteilungen haben sich von einer rein administrativen Rolle zu strategischen Funktionen entwickelt, wobei Schwerpunkte wie Organisationsentwicklung und Nachfolgeplanung immer wichtiger werden.

Der demografische Wandel und der Mitarbeitermangel haben das Talentmanagement verändert und den Fokus verstärkt auf die Gewinnung und Bindung von Mitarbeiter*innen gelegt. Dies beinhaltet Themen wie Employer Branding, gezieltes Recruiting, Diversität, Inklusion, Talententwicklung und verbesserte Nachfolgeplanung, um sicherzustellen, dass qualifizierte Mitarbeiter*innen langfristig im Unternehmen bleiben.

Eine positive Employee-Experience wird immer entscheidender und beginnt bereits bei der Suche nach Mitarbeiter*innen, geht über das Onboarding und die Arbeitsumgebung bis hin zur Entwicklung und dem Offboarding. Technologie und Digitalisierung spielen eine immer größere Rolle, insbesondere KI, die HR-Systeme, Cloud-Lösungen, KI Self-Service-Tools und People Analytics steigern die Effizienz und ermöglichen eine verbesserte Prozessautomatisierung.

Die Datenanalyse und People Analytics werden in den kommenden Jahren einen noch größeren Fokus erhalten, auch zur Unternehmenssteuerung. Internationale Vergleiche und die Einhaltung rechtlicher Vorgaben, wie beispielsweise im ESG-Reporting, werden dabei immer wichtiger.

All diese Themen sind gekommen, um zu bleiben.

Welche Strategien verfolgt dm um sich als guter Arbeitgeber in den verschiedenen Ländern zu positionieren und welchen Beitrag leistet Marketing & Sales dabei? 

Für dm ist es essenziell einen strategischen Gleichklang über alle verbundenen Länder zu verfolgen. So können Synergieeffekte genützt und ein konsistenter Auftritt als Arbeitgeber in der Öffentlichkeit gewährleistet werden.

Eine Gemeinsamkeit in Hinblick auf die Positionierung als Arbeitgeber, die alle Länder verbindet, ist der Claim “Arbeit anderes Leben”. Die Quintessenz dieses Claims ist, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der die Mitarbeitenden sich wohlfühlen, ihre Fähigkeiten entfalten können und eine sinnstiftende Tätigkeit ausüben. Wesentlich dabei ist, dass die Arbeit nicht nur ein Mittel zum Zweck ist, sondern eine Quelle der persönlichen Erfüllung und des Wachstums, sowie als Beitrag für eine bessere Zukunft. Dies ist ein Versprechen, welches sowohl den bestehenden Mitarbeitenden als auch zukünftigen Mitarbeitenden gegeben wird.

Der Claim und dessen Ausführung bilden den Rahmen in allen Ländern, wie dm sowohl nach innen als auch nach außen als Arbeitgeber auftritt. Die konkrete Ausgestaltung der Kommunikation obliegt den Ländern, wodurch die Individualität der Länder berücksichtigt wird und diese mit regionalen Narrativen aufgeladen werden kann.

Die Handelsmarke von dm spielt eine bedeutende Rolle bei der Betrachtung von dm als Arbeitgeber. Erfahrungen am Point-of-Sale (sowohl in der Filiale als auch Online) können einen Einfluss dahingehend haben, wie dm als Ganzes betrachtet wird – dies inkludiert auch die Wahrnehmung als Arbeitgeber. Es ist wichtig zu bedenken, dass Kund*innen nicht nur Käufer*innen sind, sondern auch potenzielle Mitarbeitende sein können. Daher können ihre Erfahrungen einen direkten Einfluss darauf haben, wie attraktiv dm als Arbeitgeber erscheint. Aus diesem Grund stehen das Employer Branding und Marketing & Sales in enger Abstimmung, damit das Gesamtbild von dm im Einklang ist.

Inwiefern hat dich dein Studium dabei unterstützt diese berufliche Laufbahn zu verwirklichen? 

Ich bin mir sicher, dass meine persönlichen Kernkompetenzen auch sehr durch das Studium an der FH CAMPUS 02 gefördert wurden.
Internationales HR- und Projektmanagement, interkulturelle Kompetenz, Umsetzungsstärke, unternehmerisches Denken, Handlungskreativität, soziale und kommunikative Fähigkeiten, Energie, Engagement und Begeisterung nehme ich mit. Durch dieses Studium habe ich auch gelernt lösungsorientierte Ansätze zu finden sowie Themen „out-of-the-box“  und mit unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten.

Wo siehst du in Zukunft die Herausforderungen für Marketing & Sales? Welche Inhalte sollten in der Lehre besonders fokussiert werden? 

Die Entwicklung in der Wirtschaft im Allgemeinen und im Handel im Besonderen geht immer schneller vonstatten. Eine fachliche Grundausbildung bleibt dabei natürlich eine wichtige Grundlage, Fachwissen hat jedoch eine immer kürzere Halbwertszeit. Was gebraucht wird, sind Menschen, die gelernt haben, Zusammenhänge herzustellen, vernetzt zu denken, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen. Diejenigen, die bereits in Projektgruppen oder anderen Konstellationen erste Erfahrungen im Führen von Menschen bzw. von Teams gemacht haben und sich in dieser Rolle wohl fühlen. Die persönlichen Fähigkeiten mitbringen, um zwischen den menschlichen Bedürfnissen von Kolleg*innen oder Kund*innen sowie wirtschaftlichen Anforderungen die richtige Waage zu finden. Wir bei dm legen in der Aus- und Weiterbildung gleichermaßen einen Fokus auf fachliche Inhalte wie auf Persönlichkeitsentwicklung. Letzteres ist etwas, das auch im Studium seinen Platz haben sollte.

Studierenden rate ich… 

Sich immer wieder gemeinsam zu motivieren, wenn es einmal herausfordernd wird. Prinzipiell war für mich die Gemeinschaft unter den Studierenden und das gute wertschätzende Verhältnis zu den Lektor*innen das Erfolgsgeheimnis.

Auf ein paar Worte mit Petra:

• Aus meiner Studienzeit besitze ich noch…
  … Freundschaften, viele gemeinsame Erlebnisse mit den Kolleg*innen, ein gutes Netzwerk (auch weiterhin zur FH) Kotler: Grundlagen des Marketings 😉
  … gute Verbindung zur FH CAMPUS 02. Wir entwickelten sogar gemeinsam den Akademischen Lehrgang Handelsmanagement.

• Wer hat dich inspiriert?
  Tolle Lehrende aus der Praxis, Studienkolleg*innen aus den unterschiedlichsten Branchen inspirierten mit deren Blickwinkeln und Erfahrungen

• Wenn ich noch einmal studieren würde, würde ich…
  im Prinzip nichts anders machen, außer gleich auf der FH zu studieren beginnen.

Mein Studium in vier Worten:

Beste Entscheidung meines Lebens (Auf die Ausbildung bezogen)