Marketing & Sales: Unser Absolvent des Monats Februar 2024

An einem Tag, der für die Liebe steht und Herzen höher schlagen lässt, öffnen wir in unserer Serie “Absolvent*in des Monats” das Kapitel von Stefan Wallner, Geschäftsführer der Gartenbau Wallner GmbH. In diesem Interview teilt er nicht nur seine Erfahrungen aus Studium und Beruf, sondern wir werfen auch gemeinsam einen Blick auf die besonderen Herausforderungen im Bereich Marketing & Sales, die der Valentinstag mit sich bringt. Tauchen wir ein in die Welt der Rosen und der Geschäfte, denn heute sagen wir: Vielen Dank für die Blumen!

Warum hast du dich damals für das Studienangebot am Department Marketing & Sales der FH CAMPUS 02 entschieden?

Schon seit meiner Kindheit war ich von der Schnittblumenproduktion meiner Eltern fasziniert und hatte den festen Entschluss, in ihre Fußstapfen zu treten. Dieser Wunsch prägte meinen Bildungsweg maßgeblich. Nach meiner Zeit an der Handelsakademie entschied ich mich bewusst für ein Studium, das die Bereiche Produktionswirtschaft, Controlling, Technik und Logistik vereint. Dieses Bachelorstudium lehrte mich, wie wichtig es ist, auf Kosten, Prozesse und Effizienz zu achten, um im hart umkämpften Markt erfolgreich zu sein. Diese ökonomische Ansicht teilte ich nicht immer und entschied mich nach zwei Jahren „akademischer Auszeit“, das Masterstudium Sales Management an der FH CAMPUS 02 zu beginnen, um meine Kenntnisse in diesem Bereich zu vertiefen. Hier fand ich die perfekte Ergänzung zu meiner bisherigen Ausbildung. Ich war überzeugt, dass die dort vermittelten Fähigkeiten und Kenntnisse für mich von unschätzbarem Wert sein würden. Das positive Image der FH CAMPUS 02 und die Empfehlungen anderer bestärkten mich in meiner Entscheidung.

 

Wenn du an dein Studium zurückdenkst, woran denkst du besonders gerne?

Die Stunden in den Hörsälen waren für mich mehr als nur Lernzeit. Sie waren Momente des Austauschs mit Studienkolleg*innen und Vortragenden, in denen wir gemeinsam fachliche Diskussionen führten und den Alltag für ein paar Stunden vergessen konnten. Für meine persönliche Entwicklung war diese Form des Lernens unersetzlich, und ich sehe das Konzept des “Homeschoolings” daher eher skeptisch. Ich bevorzuge auch heute noch das persönliche Gespräch gegenüber jeder Videokonferenz, wenn es möglich ist. Ehrlicherweise muss man aber auch sagen: Corona war für uns eine Biersorte und noch kein Virus.

Gerne denke ich auch an meine Masterarbeit zurück. Ein herausforderndes Projekt! Der Weg zum Ziel war nicht immer einfach. Dies zeigt einem aber auch, dass viele – zuerst nicht einfach erscheinende – Hürden doch überwindbar sind. Die Notwendigkeit, bei der Entstehung meiner Masterarbeit “out of the box” zu denken, war eine Herausforderung, die mir gleichzeitig wertvolle positive Erfahrungen bescherte. Und natürlich möchte ich die qualitativen Interviews mit interessanten Persönlichkeiten aus der Wirtschaft nicht vergessen.

 

Welche Erfahrungen hast du in deiner beruflichen Laufbahn gesammelt und wie haben sie dich geprägt?

Beruflich prägend war für mich meine Zeit in den Niederlanden. Schon in meiner Schulzeit habe ich während der Sommerferien Erfahrungen im Gartenbau gesammelt, als ich Rosen in den Niederlanden schneiden durfte. Zudem studierte ich dort im Rahmen meines Bachelorstudiums ein Semester lang und absolvierte ebenfalls ein Pflichtpraktikum in einem Beratungsbüro. Heute, Jahre später, spreche ich nicht nur fließend Holländisch, sondern habe auch ein internationales Netzwerk aufgebaut, das mir dabei hilft, meinen eigenen Betrieb weiterzuentwickeln. Hier sind vor allem die Niederlande zweifellos die beste Benchmark für den Gartenbau.

In meinem Elternbetrieb war ich von Kindesbeinen an aktiv und hatte immer den Wunsch, ihn eines Tages zu übernehmen. Diese Zeit ermöglichte es mir, Einblicke in alle Bereiche des Betriebs zu erhalten, von der Produktion über die Organisation bis hin zur Verkaufstour mit meinem eigenen LKW.

Der plötzliche Tod meines Vaters im Jahr 2015 zwang mich, im Alter von nur 26 Jahren die Leitung von Österreichs größter Schnittblumengärtnerei zu übernehmen. Trotz der enormen Herausforderungen war Aufgeben für mich nie eine Option, weder beruflich noch persönlich. In dieser schwierigen Zeit konnte ich auf die Unterstützung meiner Mutter und aller Mitarbeiter*innen  zählen, die es mir ermöglichten, den Betrieb erfolgreich fortzuführen und gleichzeitig mein Masterstudium abzuschließen. Diese Erfahrung stärkte das gegenseitige Vertrauen und die Verlässlichkeit in unserem Team enorm.

Meine Erfahrungen haben mich gelehrt, dass es entscheidend ist, eigene Ziele zu haben, sei es global oder ganz präzise definiert. Wenn ich heutzutage morgens um 4:30 Uhr aufwache, sind meine Ziele klar vor Augen: Wie kann ich die besten Blumen produzieren und diese erfolgreich verkaufen?

 

Inwiefern hat dich dein Studium dabei unterstützt diese berufliche Laufbahn zu verwirklichen?

Das Studium hat maßgeblich zur erfolgreichen Unternehmensführung beigetragen und die Grundlagen für eine effektive Geschäftsführung gelegt. Es hat mir nicht nur ein tiefes Verständnis für rechtliche Aspekte und Verantwortlichkeiten gegenüber Stakeholdern vermittelt, sondern auch die Fähigkeit entwickelt, kontinuierlich die interne und externe Entwicklung des Unternehmens zu analysieren. Dieses fundierte Wissen war von unschätzbarem Wert, da es mir ermöglicht hat, die richtigen Fragen zu stellen und Marktentwicklungen zu bewerten, um das Unternehmen strategisch gut auszurichten.

 

Inwieweit spielen Marketing und/oder Sales eine Rolle in deinem Verantwortungsbereich, insbesondere in Bezug auf spezielle saisonale Höhepunkte im Jahr?

Der Valentinstag ist nicht nur ein romantischer Anlass, sondern auch ein geschäftiges Highlight für die Blumenbranche weltweit. An diesem Tag steigt die Nachfrage exponentiell an, und auch die Preise für Blumen erreichen Spitzenwerte, da diese Produkte nur kurzfristig gelagert werden können. Unsere Gärtnerei produziert allein für diesen Tag eine beeindruckende Menge von 190.000 Rosen, 130.000 Gerbera und 90.000 Tulpen.

Doch damit ist es nicht getan. Wir stehen auch im harten Wettbewerb mit Blumenimporten aus Europa, Südamerika und Afrika, was unsere Kostenstruktur vor Herausforderungen stellt.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzen wir auf die Stärken regional produzierter Blumen. Unter unserer Marke “Heimat Blumen” vermitteln wir unseren Kund*innen den Mehrwert unserer Produkte und erklären die Geschichte hinter jeder einzelnen Blüte. Diese strategische Ausrichtung ermöglicht es uns, einen höheren Verkaufspreis zu realisieren und unsere Kostennachteile auszugleichen. Da wir uns ausschließlich auf den B2B-Bereich konzentrieren, bieten wir unseren Kund*innen – Floristen und Gärtnereien – Unterstützung durch POS-Werbematerial und unseren Social-Media-Auftritt.

Aber nicht nur das Produkt selbst ist entscheidend, sondern auch der persönliche Service, den wir bieten. In unserer Branche werden Kundenbeziehungen oft über einen längeren Zeitraum aufgebaut und sind häufig wiederkehrend, da wir mit Frischeprodukten arbeiten. Im Durchschnitt besucht unser Verkaufsteam alle 2 bis 3 Tage die Kund*innen, um sie mit neuen frischen Blumen zu beliefern. Unsere Kund*innen schätzen das persönliche Gespräch und die Auswahl an Blumen, die wir direkt physisch anbieten. Diese persönliche Beziehung zu unseren Kund*innen ist der Grund, warum wir bis heute keinen Online-Shop besitzen und stattdessen auf den direkten Kontakt setzen.

Die Leitung des Verkaufs ist neben der Produktion heute meine Hauptbeschäftigung im Arbeitsalltag. Um den Puls des Marktes zu spüren, übernehme ich selbst regelmäßig Vertretungen im LKW, um den Kontakt zu unseren Kund*innen zu pflegen und die Entwicklungen in unserem Markt besser einschätzen zu können. Nur so kann ich sicherstellen, dass mein Unternehmen auch in Zukunft erfolgreich bleibt und den Bedürfnissen unserer Kund*innen gerecht wird.

 

Wo siehst du in Zukunft die Herausforderungen für Marketing & Sales? Welche Inhalte sollten in der Lehre besonders fokussiert werden?

Die Digitalisierung ist zweifellos ein Thema, das unsere Zukunft maßgeblich prägen wird und sollte daher auch einen bedeutenden Platz im Studium einnehmen – mit Fokus auf die verschiedensten Möglichkeiten und Diversifikationen, ob für Konzerne oder für kleine Familienunternehmen. Ein Blick auf die verschiedenen Facetten der Digitalisierung, von künstlicher Intelligenz bis hin zu neuen Technologien, lässt erahnen, welch spannende Entwicklungen auf uns zukommen. Doch inmitten dieser technologischen Revolution dürfen wir nicht vergessen, dass der Mensch hinter all dem steht und nach wie vor eine entscheidende Rolle spielt. In der heutigen Welt sind soziale Kompetenzen wie Empathie, Kommunikation und Teamwork genauso wichtig wie technisches Know-how. Somit soll auch im Studium und im Lehrplan der Mensch mit seinen sozialen Kompetenzen einen hohen Stellenwert haben. Wie können wir die Balance zwischen Technologie und Menschlichkeit finden, um das Beste aus beiden Welten zu vereinen? Denn durch neu geschaffene Möglichkeiten, wie Digitalisierung, KI etc., sollten wir uns nicht selbst abschaffen.

 

Studierenden rate ich…

…habt große Ziele, verfolgt diese und gebt niemals auf.

 

Auf ein paar Worte mit Stefan:

Aus meiner Studienzeit besitze ich noch…

  • …Freundschaften die mittlerweile zu Freundschaften unserer Kinder wurden

Wer hat dich inspiriert?

  • Mein erster Chef und das tut er heute noch.

Wenn ich noch einmal studieren würde, würde ich…

  • …es wieder so machen!

Mein Studium in 4 Worten…

  • sozial
  • lachen
  • Hörsaal
  • Bierbaron