Market Gardening

AbsolventInnen berichten: Marketing im Market Gardening

Dieser Bericht stammt von Johannes Pelleter, BA, Absolvent des Bachelorstudiums Marketing & Sales der FH CAMPUS 02:

Market Gardening. Hört sich irgendwie nach Marketing an. Irgendwie aber auch wieder nicht.

Vor allem der Teil mit dem „Gardening“ findet sich ja normalerweise nicht wirklich in unseren Gedächtnisschubladen, wenn wir an Marketing denken. Und trotzdem ist Marketing auch in Gartenbau und Landwirtschaft allgegenwärtig. Leider jedoch nicht immer in Bestform – unschwer zu erkennen an den zahlreichen nichtssagenden Selbstdruck-Etiketten auf Marmeladegläsern oder Grammelschmalz. Den Grundprinzipien von Markenaufbau und Branding könnte hier oft ruhig etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Viele der hochwertigsten Produkte aus Handarbeit erreichen so meist niemals die Aufmerksamkeit, die ihnen gebührt. Einfach weil man im landwirtschaftlichen Sektor viel zu oft auf gutes Marketing vergisst.

Im Market Gardening geht man hier neue Wege. Schon der Name lässt’s vermuten: „Marktgärtnern“. Also Gärtnern für den Markt. Es geht um vielfältigen Gemüseanbau für die Direktvermarktung. Und zwar in kleinen gartenähnlichen Strukturen, auf Basis der ökologischen Landwirtschaft, ohne Pestizide, ohne Mineraldünger. Mit Handarbeit statt mit großen Traktoren – aus Gründen der Effizienz. Ja, richtig gelesen! Es gilt, die maximal mögliche Produktivität einer Fläche zu erreichen. Und dafür braucht es dichte Pflanzenbestände, schnelle Kulturwechsel, große Vielfalt. Für diese Kombination ist ein großer Traktor einfach nicht gemacht, hier ist der Mensch im Vorteil.

Das, was im ersten Moment wie eine Schrebergarten-Romanze aus Großvaters Zeiten klingt, ist mittlerweile die Basis einer weltweiten Bewegung, die jetzt schön langsam aus den USA und Kanada auch bei uns ankommt. Bewährte traditionelle Methoden, gepaart mit modernster Technik und innovativen Werkzeugen ermöglichen im Market Gardening beeindruckende Erträge auf kleinsten Flächen. Und ein neuer, professioneller Zugang zu Marketing und Vertrieb macht viele dieser Kleinbetriebe zu echten Verkaufs-Champions.

YouTube hat sich hier als zentrale Drehscheibe für den Erfahrungsaustausch etabliert und eine wachsende Zahl junger Menschen in den Prinzipien des Market Gardening unterrichtet – mitsamt einer ordentlichen Portion Lifestyle, der von den Ikonen der Szene im Laufe der letzten Jahre aufgebaut wurde.

Viele solche „Market Gardens“ könnten schon bald die regionale Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen Lebensmitteln revolutionieren. Ein System, das nicht nur gesunde Lebensmittel produziert, aktiv Arten- und Klimaschutz betreibt, die regionale Wertschöpfung fördert und Transportwege reduziert, sondern auch wirtschaftlich überaus attraktiv ist. So wird Landwirtschaft wieder zu einer echten Alternative für junge Menschen, die mit neuen Ideen erfolgreich sein wollen.

Johannes Pelleter, BA, hat nach seinem Studium als Quereinsteiger die Ausbildung zum landwirtschaftlichen Facharbeiter absolviert. Daraufhin hat er zahlreiche Erfahrungen in verschiedenen „Marktgärten“ im In- und Ausland gesammelt und unter anderem beim Aufbau des GRAND GARTENS von Alfred Grand in Niederösterreich mitgearbeitet. Er ist seither in den Bereichen Marketing, Öffentlichkeitsarbeit und Gemüsebau am Betrieb tätig.

Foto: © GRAND GARTEN