Marketing & Sales: Unser Absolvent des Monats Februar 2025

Wie schafft man es, einen traditionellen Handwerksbetrieb erfolgreich in die Zukunft zu führen?

Für unseren Absolventen Johannes Forstner stand schon früh fest, dass er den Familienbetrieb übernehmen würde. Doch um das Unternehmen zukunftsfähig zu gestalten, erkannte er schnell, dass er mehr als nur handwerkliches Geschick brauchte. Aus diesem Grund entschied er sich für ein Studium in Marketing & Sales an der FH CAMPUS 02, um sich die nötigen Fähigkeiten in den Bereichen Verkauf und Kundenbindung anzueignen.

In unserer Interviewreihe „Absolvent des Monats“ erzählt er, wie ihm das Studium geholfen hat, als Unternehmer zu wachsen und den Betrieb erfolgreich auf das nächste Level zu heben.

 

Was hat dich dazu bewogen, dich für das Bachelorstudium Marketing & Sales an der FH CAMPUS 02 zu entscheiden? 

Schon früh war mir klar, dass ich eines Tages den Tischlereibetrieb unserer Familie übernehmen möchte. Nach der Pflichtschule entschied ich mich daher für die HTL Villach mit dem Schwerpunkt Möbelbau und Innenraumgestaltung. Nach dem Abschluss begann ich direkt in unserem Betrieb zu arbeiten, zunächst in der Produktion, um das Handwerk von Grund auf zu erlernen. Schritt für Schritt übernahm ich dann auch Aufgaben im Büro, insbesondere in der Arbeitsvorbereitung und im Projektmanagement.

Während ich mich handwerklich sehr sicher fühlte, merkte ich, dass mir im Bereich Verkauf sowohl fundiertes Wissen als auch praktische Erfahrung fehlten. Genau dieses Wissen wollte ich mir aneignen, um unseren Betrieb in Zukunft erfolgreich weiterführen zu können. Deshalb entschied ich mich für das Bachelorstudium Marketing & Sales an der FH CAMPUS 02.

 

Kannst du uns von einer besonderen Erinnerung oder einem Highlight aus deiner Studienzeit berichten?

Ein Highlight fand gleich zu Beginn statt: die Kennenlerntage. Diese gemeinsamen Tage waren nicht nur eine Gelegenheit, erste Kontakte zu knüpfen, sondern auch der perfekte Start, um als Gruppe zusammenzuwachsen. Ein weiterer Meilenstein war die Umsetzung eines Marktforschungsprojekts direkt für unseren Familienbetrieb. Diese praktische Anwendung des erlernten Wissens war für mich nicht nur spannend, sondern auch besonders wertvoll. Es war eine großartige Gelegenheit, Theorie und Praxis zu verbinden und gleichzeitig einen echten Mehrwert für unser Unternehmen zu schaffen.

Auch die Inhalte einzelner Lehrveranstaltungen haben nachhaltig mein Interesse geweckt, wie beispielsweise die Vorlesung zum Thema Käuferverhalten. Sie gab mir tiefere Einblicke in das Entscheidungsverhalten von Kund*innen – ein Wissen, das ich heute in unserem Betrieb aktiv anwende.

 

Welche Fähigkeiten oder Kenntnisse, die du im Studium erworben hast, haben dir in deiner beruflichen Laufbahn am meisten weitergeholfen? 

Zu Beginn meines Studiums hätte ich mir nie vorstellen können, einmal selbstbewusst vor einer Gruppe zu stehen und frei zu sprechen. Der Gedanke allein löste bei mir Nervosität aus. Doch genau hier hat mich das Studium an der FH CAMPUS 02 enorm weitergebracht. Besonders die Lehrveranstaltungen, die auf Präsentationstechniken und Kommunikationsfähigkeiten abzielen, haben mir geholfen, meine Scheu zu überwinden. Mit der Zeit entwickelte ich immer mehr Sicherheit meine Ideen und Projekte überzeugend zu präsentieren. Diese Fähigkeit begleitet mich heute durch meinen beruflichen Alltag. Ob in Kundengesprächen oder bei internen Meetings – klar und souverän aufzutreten, ist eine Kompetenz, die in so gut wie jeder Situation gefragt ist.

 

Wie sah dein beruflicher Werdegang nach dem Abschluss aus? Welche Stationen hast du durchlaufen?

Bereits während meines berufsbegleitenden Studiums war ich aktiv in unserem Familienbetrieb eingebunden. Diese Doppelbelastung war zwar herausfordernd, bot mir aber die Möglichkeit, das Gelernte direkt in die Praxis umzusetzen und unseren Betrieb kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Nach meinem Studienabschluss konnte ich mich voll und ganz auf die Weiterführung und den Ausbau unseres Unternehmens konzentrieren – mit beeindruckenden Ergebnissen: Innerhalb weniger Jahre sind wir von fünf auf 18 Mitarbeiter*innen gewachsen, haben eine moderne Produktionshalle errichtet und unseren Kundenstamm deutlich erweitert. Heute zählen neben privaten Auftraggebern auch öffentliche Institutionen zu unseren Kunden, was die Bandbreite unserer Projekte erheblich vergrößert hat. Parallel dazu habe ich mein erstes Wohnbauprojekt realisiert und absolviere derzeit den Immobilientreuhänder-Kurs am WIFI Klagenfurt.

 

Vor rund zwei Jahren hast du die Leitung des Familienbetriebs übernommen. Welche Herausforderungen haben sich dabei als besonders anspruchsvoll herausgestellt?

Die Übernahme war vor allem ein formeller Akt, da meine Mutter mir schon früh die leitenden Funktionen übertragen hat. In einer kleinen Firma zählt die individuelle Leistung mehr als standardisierte Prozesse. Es ist daher umso wichtiger, ein motiviertes Team aufzubauen, auf das man sich verlassen kann und dem man gleichzeitig Freiräume gibt. Dieser Prozess braucht Zeit – bei mir hat es mehrere Jahre gedauert. Hat man sein Team jedoch so weit, gibt es fast nichts, das man gemeinsam nicht schaffen kann!

 

Hat sich das Erscheinungsbild oder die Markenidentität des Betriebs seit der Übernahme geändert? Wenn ja, warum und wie?

Nach der Übernahme unseres Familienbetriebs von meiner Mutter, geborene Schneider, stand für mich fest, dass das Erscheinungsbild und die Markenidentität ein Update benötigen. Mein Ziel war es, den Betrieb moderner und attraktiver für potenzielle Kund*innen und zukünftige Mitarbeiter*innen zu präsentieren.

Ein wesentlicher Schritt war die Umbenennung: Aus der „Tischlerei Schneider“ wurde „Schneider Forstner Interior“. Dieser neue Name spiegelt nicht nur die Weiterführung der Familientradition wider, sondern bringt auch unser erweitertes Leistungsspektrum zum Ausdruck. Neben klassischer Tischlerarbeit stehen bei uns heute Themen wie Innenarchitektur, Projektmanagement und der Handel mit Waren – von hochwertigen Geräten bis hin zur Innenausstattung – im Fokus. Der Begriff „Interior“ fasst dieses moderne und vielfältige Angebot perfekt zusammen.

 

Gibt es bestimmte Trends oder Entwicklungen im Bereich Marketing & Sales, die Studierende im Auge behalten sollten?

Im Bereich Marketing & Sales gibt es zahlreiche Trends, die Unternehmen helfen können, sich erfolgreich am Markt zu positionieren. Doch aus der Perspektive eines Handwerksbetriebs gibt es zwei zentrale Faktoren, die unverändert wichtig bleiben: Authentizität und Kundenbeziehungen.

Authentizität ist nach wie vor das entscheidende Stilmittel für den virtuellen Auftritt. Ob Website, Social Media oder andere digitale Plattformen – es geht darum, die Werte und die Einzigartigkeit eines Unternehmens glaubwürdig und nahbar zu vermitteln. Gerade in einer Zeit, in der Kund*innen immer häufiger online recherchieren und vergleichen, ist ein authentisches Erscheinungsbild ein wichtiger Schlüssel, um Vertrauen aufzubauen und sich von der Konkurrenz abzuheben.

Im Verkauf steht jedoch etwas anderes an erster Stelle: die persönliche Kundenbeziehung. Eine gute Beziehung zu den Kund*innen geht weit über den reinen Verkaufsprozess hinaus. Sie sorgt nicht nur dafür, dass Kund*innen immer wieder zurückkehren, sondern macht die Zusammenarbeit auch angenehmer und effizienter.

 

Wie wichtig sind deiner Meinung nach Weiterbildung und lebenslanges Lernen in diesem Berufsfeld?

Weiterbildung und lebenslanges Lernen sind in der heutigen Berufswelt von enormer Bedeutung – und das gilt besonders im Bereich Marketing & Sales. Kund*innen sind heute viel besser informiert als noch vor 30 Jahren. Dank digitaler Medien und der ständigen Verfügbarkeit von Informationen haben sie einen viel größeren Überblick über Produkte, Dienstleistungen und Märkte. Sie erwarten von uns nicht nur fundiertes Fachwissen, sondern auch, dass wir die neuesten Entwicklungen kennen und anwenden können.

 

Welche Tipps würdest du Studierenden geben, die darüber nachdenken, einen Familienbetrieb zu übernehmen?

Die Übernahme eines Familienbetriebs ist eine spannende, aber auch anspruchsvolle Herausforderung. Schon früh habe ich Verantwortung übernommen – sowohl für die finanziellen Aspekte als auch für das Wohl unserer Mitarbeiter*innen und Kund*innen. Diese Verantwortung verlangt nicht nur fachliches Wissen, sondern auch eine hohe persönliche Reife. Viele der Fähigkeiten, die ich heute besitze, habe ich mir im Laufe der Zeit erarbeitet, indem ich mich in die verschiedenen Aufgaben hineingearbeitet habe. Wer bereit ist, Verantwortung zu tragen, kalkulierte Risiken einzugehen, die erforderliche Zeit zu investieren, langfristig zu planen und seine Arbeit mit Leidenschaft zu verfolgen, wird als Unternehmer*in immer belohnt werden.

 

Auf ein paar Worte mit Johannes:

Aus meiner Studienzeit besitze ich noch…

  • … ein Pflanzengefäß, das ich für eine Präsentation gebaut habe.

Wer hat dich inspiriert?

  • Meine Kolleginnen und Kollegen

Wenn ich noch einmal studieren würde, würde ich…

  • … meine beruflichen Ziele um ein Jahr aufschieben, damit ich etwas mehr Zeit für das Studium habe.

 

Mein Studium in 4 Worten…

  • Nachtschichten
  • Freundschaften
  • Corona
  • Deskriptive Statistiken