Keine Lust auf ein 08/15-Studium? Fabio Steiner auch nicht.
Nach der Matura war für ihn klar: Ein klassisches Studium mit Frontalvorträgen und starren Stundenplänen? Nein, danke. Erst ein Zwischenstopp an der Uni zeigte ihm, was er wirklich wollte und vor allem, was nicht. Als er auf das Studium Marketing & Sales an der FH CAMPUS 02 stieß, war das der Anfang einer Reise, die in der Gründung seiner eigenen Agentur Conversion Club mündete. Was er unterwegs gelernt hat, mit wem er heute zusammenarbeitet und warum er rückblickend froh ist, ein Jahr warten zu müssen, erzählt Fabio in unserer Interviewreihe “Absolvent des Monats”.
Was hat dich dazu bewogen, dich für das Studienangebot Marketing & Sales an der FH CAMPUS 02 zu entschieden?
Nach der Matura und meiner Zeit in der Fußballakademie vom SV Kapfenberg war für mich klar: Fixe Stundenpläne, Anwesenheitspflicht, Frontalunterricht? Eher nichts für mich!
Also habe ich während des Zivildienstes mit einem BWL-Studium an der Uni begonnen und nach anderthalb Jahren schnell gemerkt: Ein Hörsaal mit 500 Leuten, in dem man nur eine anonyme Matrikelnummer ist, und eher „langweilige“ Monologe? Nicht so mein Ding. Die FH war plötzlich wieder im Rennen und bei meiner Recherche bin ich auf die FH CAMPUS 02 und das Studium Marketing & Sales gestoßen. Damals hatte ich mit meinem sehr guten Freund Robert Haidl (heute Gründer der Agentur Zeitgeist) bereits die Idee, irgendwann selbst eine Agentur zu gründen. Marketing & Sales klang also nach dem perfekten Match.
Bewerbung abgeschickt, Aufnahmetest gerockt, Gespräch geführt und voller Zuversicht und Vorfreude auf das Studium habe ich es dann “nur” auf die Warteliste geschafft. Ein Jahr später hat’s dann doch geklappt. Rückblickend: Das Beste, was mir passieren konnte. Denn genau in diesem Jahrgang habe ich meine späteren Co-Founder Dominik und Konrad (auch bekannt als JD und Q) von Conversion Club kennengelernt. Sonst gäbe es unsere Agentur heute vielleicht gar nicht.
Kannst du uns von einer besonderen Erinnerung oder einem Highlight aus deiner Studienzeit berichten?
Ein einzelnes Highlight rauszupicken ist schwer – es gab viele schöne Momente, manche so schön, dass ich mich kaum mehr erinnern kann. Was die FH CAMPUS 02 für mich besonders gemacht hat, war meine enge Freundesgruppe. Mit den meisten aus meiner damaligen Clique bin ich immer noch sehr gut befreundet und regelmäßig in Kontakt. Wir haben uns gegenseitig motiviert, unterstützt, gemeinsam gelernt und mitgezogen.
Ein echtes Highlight war das gemeinsame Lernen mit JD vor der Bachelorprüfung. In diesen zwei bis drei Wochen ist bei mir der Knoten geplatzt – plötzlich habe ich wirklich verstanden, was vernetztes Marketing-Denken bedeutet. Wir haben jeden Vormittag gelernt, dann gemeinsam zu Mittag gegessen, danach ging’s weiter mit dem Stoff. Da habe ich zum ersten Mal gedacht: Wow, da ist echt was hängen geblieben aus den letzten sechs Semestern.
Auch die drei kommissionellen Prüfungen waren für mich einprägsame Momente. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Enttäuschung im Gesicht von Frau Prof. Dr. Eva Koban-Röß, nachdem ich beim zweiten Antritt wieder nur kurz in die Unterlagen geschaut hatte – in der Annahme, das wird schon reichen. War’s nicht. Ein echter heartbreaking moment. Sie hat mir damals ordentlich in den A*sch getreten. An dieser Stelle: Danke dafür – sonst hätte ich wahrscheinlich nicht mal den Bachelor geschafft.
Welche Aspekte deines Studiums waren für deinen heutigen unternehmerischen Weg besonders prägend?
Online-Marketing an sich kann sich heutzutage eigentlich jede*r selbst beibringen. Es gibt genug Unterlagen und Videos dazu – wie man Content erstellt, Kampagnen aufsetzt oder Social-Media-Accounts professionell betreut. Was uns aber von vielen anderen Agenturen abhebt, ist das breite Marketing-Verständnis, das wir dank unserer Ausbildung mitbringen. Wir starten bei jedem Projekt mit den Grundlagen und vor allem hinterfragen wir, was wirklich Sinn macht, statt einfach nur „Bullshit“ zu erzählen. Du willst einen TikTok-Account starten, um mehr Leads zu generieren, bist aber eine Immobilienfirma, deren Kund*innen alle 50+ sind und ein hohes Einkommen haben? For what? Macht das Sinn oder wollt ihr’s nur, weil’s gerade „cool“ ist?
Natürlich bekommt man im Studium viele unterschiedliche Inhalte vermittelt. Einige waren für mich relevanter, andere habe ich wahrscheinlich schon wieder vergessen. Was mich aber wirklich geprägt hat, ist: zu denken wie ein Marketer. Dinge aus einer Marketing-Perspektive zu betrachten, das hilft ungemein. Es sind also nicht einzelne Fächer oder Lehrveranstaltungen, die den Unterschied gemacht haben, sondern das Gesamtpaket. Und natürlich: Das Netzwerk der FH CAMPUS 02 ist unglaublich. Wer dort abgeschlossen hat, hat sofort eine Verbindung zu anderen Absolvent*innen und wenn man in die heimische Firmenlandschaft schaut, sitzt fast überall jemand, der auch mal an der FH CAMPUS 02 war.
Ach ja, und wie schon erwähnt: Meine beiden Co-Founder habe ich im Studium kennengelernt – rückblickend nicht ganz unwichtig für meine weitere Karriere.
Fabio, wie kam es zur Gründung von Conversion Club – was war deine Motivation und die ursprüngliche Idee dahinter?
Als ich vier oder fünf Jahre alt war, habe ich Bilder gemalt und Dinge gebastelt – und die dann an Familienmitglieder „verkauft“. Mit 15 oder 16 hatte ich mit einem Kumpel ein kleines Modelabel. Ich glaube, es hieß „Nimz“. Wir haben T-Shirts, Hauben und Hoodies designt und verkauft. Während meines Bachelorstudiums habe ich unter dem Namen LifeLovesYou über 50 Konzerte organisiert und Booking & Management für Musiker*innen übernommen.
Für mich war immer klar: Wenn’s mit dem Profifußball nichts wird, will ich mein eigenes Unternehmen haben. Ich tue mir einfach schwer damit, unter anderen Leuten zu arbeiten – auch wenn meine (wenigen) früheren Chefs super waren. Grüße an Paul von teamazing, Jakob von Joinpoints und natürlich Lukas und Stefan vom Guest Room!
Nach dem Bachelor wollte ich eigentlich mit LifeLovesYou durchstarten. Ich war gerade zum ersten Mal als Booker mit drei Musikerinnen knapp drei Wochen in Österreich und Deutschland auf Tour. Eine Woche später hatte ich ein Konzert mit 250 Besucher*innen in der Postgarage (Second Floor) organisiert und zwei Tage danach kam der erste Lockdown. Die ganze Arbeit – von einem Tag auf den anderen – futsch.
In der Corona-Zeit also erstmal neu sortiert. Und nachdem der erste Lockdown vorbei war, meinte mein Kollege Konrad, dass er Lust hätte, eine Agentur zu gründen und ob wir das nicht gemeinsam starten wollen. Wir hatten keine Ahnung, was genau wir machen wollten – nur, dass es irgendetwas im Online-Marketing-Kosmos sein sollte. Also haben wir erste kleine Aufträge angenommen. Gleich mal Social-Media-Accounts betreut, die ersten Meta Ads geschaltet und eine Kamera gekauft, mit der wir selbst Content erstellt haben. Gleichzeitig mussten wir überhaupt erst lernen, wie das alles funktioniert und wie man es richtig macht. Ein paar Monate später kam JD dazu und in dem Moment war für uns klar: Jetzt können wir’s wirklich angehen.
Seit August 2020 gibt es den Conversion Club – ganz offiziell.
Was genau macht Conversion Club, und wie unterscheidet ihr euch von anderen Anbietern im Online-Marketing-Bereich?
Alles, was wir tun, machen wir aus einer Marketingperspektive und ohne Bullshit. Das unterscheidet uns von vielen anderen Agenturen, die einem das Blaue vom Himmel versprechen. Wir werden zum Beispiel mit Social Media Betreuung beauftragt – denken aber gleich weiter: Was könnte das Unternehmen darüber hinaus tun, um noch erfolgreicher zu werden? Wir bringen laufend neue Ideen und Vorschläge ein und denken nicht in Silos.
Für das Lagerhaus Graz-Land haben wir z. B. eine App umgesetzt, obwohl wir ursprünglich „nur“ für Social Media beauftragt wurden. Beim LANDWIRT haben wir den Award für den „beliebtesten LANDWIRT / die beliebteste LANDWIRTIN“ ins Leben gerufen, um eine jüngere Zielgruppe anzusprechen und Influencer*innen aufzubauen.
Unsere Kernkompetenz liegt im Online Marketing, aber grundsätzlich unterstützen und beraten wir unsere Kund*innen n allen Bereichen des Marketings. Wir haben uns mittlerweile auf drei Schwerpunkte spezialisiert:
- Social Media Marketing
- Performance Marketing
- Content Creation
Im Bereich Social Media Marketing (mein Schwerpunkt) betreuen wir langfristig die Kanäle unserer Kund*innen und kümmern uns um Strategie, Konzept und Umsetzung. Wir produzieren den Content meistens selbst oder bereiten ihn auf, übernehmen Community Management und setzen zielgerichtete Social-Media-Ad-Kampagnen um.
Ein paar Beispiele:
- Für das Fachmagazin LANDWIRT haben wir „LANDWIRT Peter“ etabliert.
- Für Forstinger den „Forsti“ ins Leben gerufen.
- Und für das Lagerhaus die „Lagerhaus Familie“ vor die Kamera geholt.
Performance Marketing wird von meinem Kollegen Dominik gemeinsam mit Konrad als Kampagnenmanager geleitet. Ihr Ziel: die besten Werbekanäle finden und Kampagnen kosteneffizient zum Ziel führen – ob Google Ads, Social Media Ads, Bannerwerbung oder Spotify-Spots. Der Bereich ist in den letzten Jahren stark gewachsen, weshalb wir hier auch personell aufgestockt haben.
Content Creation ist in allen Bereichen ein zentraler Bestandteil. Man braucht hochwertigen Content für Social Media ebenso wie für Kampagnen aller Art. Früher haben wir vieles selbst gemacht oder mit einer guten Freundin und großartigen Grafikerin zusammengearbeitet.
Was klein begann, ist in den letzten Jahren stetig gewachsen: Heute sind wir stolz darauf, ein Team von neun kreativen Köpfen zu sein.
Was sind die nächsten großen Ziele für Conversion Club?
Wir wollen zu den Top-Agenturen in Graz gehören. Wenn Leute an die beste Online-Marketing-Agentur in Graz denken, sollte der Conversion Club immer Top of Mind sein.
Gibt es bestimmte Trends oder Entwicklungen im Bereich Marketing & Sales, die Studierende im Auge behalten sollten?
Alles rund um das Thema KI ist aktuell wohl die größte Veränderung, die man im Blick behalten sollte. Studierende sollten sich laufend damit beschäftigen, herausfinden, was verschiedene KI-Programme können und wie man sie sinnvoll nutzen kann. Wer später als Marketer*in KI nicht zu seinem Vorteil einsetzen kann, wird es wahrscheinlich irgendwann ziemlich schwer haben. Für alle, die sich für Social Media Marketing interessieren, gilt: Content Creation ist ein enorm wichtiger Bereich. Social Media Manager*innen müssen mittlerweile auch gute Content Creator sein.
Und: Social Media Livestream Shopping könnte ein großes Ding werden.
Welche Rolle spielt lebenslanges Lernen in deiner Unternehmerreise – und wie bleibst du fachlich und persönlich am Ball?
Gute Frage.
Ich glaube, lebenslanges Lernen ist auch abseits der unternehmerischen Reise enorm wichtig – vor allem, sich regelmäßig mit neuen Themenbereichen zu beschäftigen, um die Kreativität zu fördern und geistig fit zu bleiben. Gerade im Online-Marketing-Bereich gibt es laufend Veränderungen. Wichtig ist dabei, zu erkennen, ob etwas nur ein kurzer Hype ist oder tatsächlich zum Trend wird. Man muss nicht auf jeden Hype-Train aufspringen, aber man sollte aufmerksam beobachten, welche neuen Möglichkeiten sich daraus ergeben könnten.
Wir machen zum Beispiel wöchentlich bei unserem Jour Fixe sogenannte Nerdy Talks, bei denen jemand aus dem Team ein neues Thema kurz vorstellt – etwa AI-Influencer, Emotion Design, Social Media Livestream Shopping oder Zero-Click-Marketing. Und meine Tätigkeit als nebenberuflicher Lektor an der FH CAMPUS 02 hilft mir dabei, in bestimmte Themen noch tiefer einzutauchen und mich intensiver damit auseinanderzusetzen..
Welchen Tipp würdest du unseren Studierenden geben, die noch am Anfang stehen, aber Großes vorhaben?
Was wir bis heute machen – und auch leben – ist: Trial and Error. Man muss Dinge manchmal einfach ausprobieren und schauen, ob und wie sie funktionieren. Eigene Erfahrungen und Learnings zu sammeln, ist dabei das Wichtigste.
Probiert Verschiedenes aus, bis ihr etwas gefunden habt, das euch wirklich Spaß macht und eure Leidenschaft weckt. Lasst euch nicht verunsichern und genießt die Zeit an der FH CAMPUS 02 so gut es geht. Traut euch, Fragen zu stellen – ohne Angst, „dumm“ zu wirken. Und wenn ihr mal Probleme habt oder eine schwierige Situation meistern müsst: Seid offen und sprecht mit euren Lektor*innen. Die waren selbst einmal Studierende und wissen ganz genau, wie sich das anfühlt.
Wie wichtig waren dein Netzwerk und Kontakte aus dem Studium für deinen heutigen Erfolg?
Unbeschreiblich wichtig. Abgesehen davon, dass meine beiden Co-Founder mit mir studiert haben, bekommen wir auch heute noch viel Support von unseren ehemaligen Lektor*innen. Wir können uns jederzeit Rat holen und werden von ihnen sogar bei anderen Firmen empfohlen. Da tut man sich natürlich leichter, wenn man mit ein paar Vorschusslorbeeren ins Gespräch geht.
Absolvent*innen der FH CAMPUS 02 haben sofort einen Draht zueinander – man hat schließlich das Gleiche er- und durchlebt.
Und in den meisten Firmen sitzt irgendwo im Marketing oder Vertrieb jemand, der oder die ebenfalls an der FH CAMPUS 02 war. Ich liebe das und bin ein großer Fan des Campus-Netzwerks und froh, ein Teil davon zu sein. Ein Nachteil ist es also definitiv nicht, wenn man an der FH CAMPUS 02 war und durchgezogen hat.
Auf ein paar Worte mit Fabio:
Aus meiner Studienzeit besitze ich noch…
- ein CAMPUS 02 T-Shirt das ich ausgeliehen und nie zurückgeben habe.
Wer hat dich inspiriert?
- Meine ältere Schwester, die eine passionierte Lehrerin ist und der Grund, warum ich selbst Lektor werden wollte.
Wenn ich noch einmal studieren würde, würde ich…
- … mich zu Beginn weniger stressen, im Unterricht besser aufpassen und ein Auslandssemester oder -praktikum machen.
Mein Studium in 4 Worten…
Grey and Pink Clouds