Insolvenzprophylaxe für Jungunternehmen

Jede dritte Unternehmensinsolvenz betrifft ein Jungunternehmen. Wie kann diese jedoch vermieden werden? Die Studienrichtung Rechnungswesen & Controlling an der FH CAMPUS 02 setzt sich mit dieser Fragestellung auseinander.

In einem gemeinsamen Projekt mit dem Grazer Unternehmen haydn.steuerberatung OG und dem KSV1870 (Kreditschutzverband), wurden die Insolvenzursachen österreichischer Unternehmen unter die Lupe genommen, um aus diesen Kriterien die Vermeidung einer Insolvenz abzuleiten. Im Fokus standen dabei JungunternehmerInnen.

Gerade in den ersten drei Jahren ihres Bestehens sind JungunternehmerInnen besonders gefährdet. Schwachpunkte sollten rasch erkannt und kompensiert werden. Risiken reichen von einer geänderten Marktlange bis zu einem Kapitalmangel im Unternehmen. Grundsätzlich können viele Risiken bereits mit der Aufstellung einer Jahresplanung und dem Führen von Büchern bedacht und vermieden werden. Dazu liefert die facheinschlägige Literatur wertvolle Tipps, um einen Großteil dieser Risiken von vornherein zu bedenken.

Ein Problem bei JungunternehmerInnen liegt darin, dass im Gegensatz zu größeren Unternehmen oftmals zu wenig Datenmaterial zur Steuerung des Unternehmens zur Verfügung steht. Meistens sind UnternehmerInnen auch mit dem operativen Tagesgeschäft so eingedeckt, dass keine Zeit mehr für betriebswirtschaftliche Angelegenheiten bleibt. Aber genau dieser Bereich kann ausschlaggebend dafür sein, ob ein Unternehmen in die Insolvenz schlittert, oder dies rechtszeitig abgewendet werden kann.

Wie können die Insolvenzursachen nun vermieden werden?

„Die Herausforderung war, jene Indikatoren zu identifizieren, welche die UnternehmerInnen auf eine negative Entwicklung hinweisen können“, bringt Rudolf Grünbichler, FH-Professor und Fachbereichskoordinator für Wirtschaftsrecht an der Studienrichtung Rechnungswesen & Controlling, den Kern des Projektes auf den Punkt. JungunternehmerInnen ermitteln ihren Gewinn meistens mittels Einnahmen-Ausgaben-Rechnung. Das bedeutet, dass in der Regel von einer spärlichen Informationslage ausgegangen werden muss. Aus diesen und weiteren zur Verfügung stehenden wenigen Informationen, müssen nun relevante Indikatoren herausgefiltert werden, anhand welcher der Geschäftsverlauf abgeschätzt werden kann.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. In einem vom Expertenteam entwickelten Tool werden monatlich bestimmte Indikatoren abgefragt. Die Entwicklung dieser Indikatoren im Zeitverlauf zeigt dem Unternehmen nun an, ob betriebswirtschaftliche Beratung in Anspruch genommen werden sollte. Dies dient einerseits zur Erkennung eines negativen Geschäftsverlaufs und andererseits dazu, womöglich einen größeren finanziellen Schaden vom Unternehmen abzuwenden.

Das Tool bietet die Möglichkeit, sich selbst laufend messen zu können, um bei Bedarf entsprechende Beratung in Anspruch zu nehmen. Der nächste Schritt liegt in der Validierung der identifizierten Indikatoren zur Insolvenzprophylaxe. Auch hier wird wieder eine Zusammenarbeit zwischen dem KSV1870, der haydn.steuerberatung OG und der Fachhochschule CAMPUS 02 angestrebt. Das Tool kann samt Informationsbroschüre in Kürze auf der Webseite des Bilanz-Verlages unter www.bilanzbuchring.at abgerufen werden.