INSOLVENZPROPHYLAXE FÜR KLEINUNTERNEHMEN

Kontakt: Rene Thaller
Kooperationspartner: KSV1870

Kleinunternehmen sind überproportional häufig von einer Unternehmensinsolvenz betroffen. Wie kann diese jedoch möglichst vermieden werden? Die Studienrichtung Rechnungswesen & Controlling an der FH CAMPUS 02 setzt sich mit dieser Fragestellung auseinander.

Durch Unternehmensinsolvenzen entstehen Schäden in Milliardenhöhe, von welchen primär die Unternehmer*innen selbst und ihre Gläubiger*innen betroffen sind, aber auch die Gesellschaft in Form von Steuerausfällen. Zusätzlich sind betroffene Unternehmer*innen Existenzängsten, Konfliktsituationen in der Familie, sozialer Ausgrenzung sowie einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes ausgesetzt.

In einem gemeinsamen Projekt mit dem KSV1870 (Kreditschutzverband) wurden die Insolvenzursachen österreichischer Unternehmen unter die Lupe genommen und Insolvenzindikatoren, welche eine Strategie- und Erfolgskrise anzeigen können, identifiziert und entwickelt.

© grasko/shutterstock.com
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Die Herausforderung bei Kleinunternehmen besteht darin, dass sie ihren Gewinn idR mittels Einnahmen-Ausgaben-Rechnung ermitteln und ihnen somit Informationen zur Unternehmenssteuerung fehlen (zB Offene Posten-Listen, Aufzeichnungen über Verbindlichkeiten, etc.). Sie verfügen meist über eine geringe Risikokompetenz, haben keine Zeitressourcen und/oder das Know-how für das Betreiben eines Risikomanagements fehlt und erfahrungsgemäß reagieren sie erst bei Zahlungsschwierigkeiten (Liquiditätskrise). Grundsätzlich lassen sich die Krisen in Strategie-, Erfolgs- und Liquiditätskrisen einteilen. Die folgenschwerste ist die Strategiekrise, welche von Kleinunternehmen jedoch meist nicht erkannt wird. Im Anschluss folgt die Erfolgskrise, welche durch zurückgehende Gewinne gekennzeichnet ist. In dieser Phase wird von Kleinstunternehmer/innen – in Hoffnung auf Besserung – idR nichts unternommen und keine betriebswirtschaftliche Hilfe in Anspruch genommen.

 

An dieser Stelle setzt das Forschungsprojekt der Studienrichtung RWC an. In einem ersten Forschungsprojekt wurden mittels Literaturrecherche sowie weiterer Techniken (Brainstorming mit Steuerberatern, etc.) Insolvenzindikatoren, welche eine Strategie- und Erfolgskrise anzeigen können, identifiziert und entwickelt. In einem nächsten Schritt wurden diese in Frageform in einer Excel-Checkliste aufbereitet. Nach (monatlichem) Befüllen der Checkliste erhält der*die Anwender*in einen Überblick über das Vorliegen einer strategischen Krise sowie eine Darstellung über den Geschäftsverlauf.

 

Wie können die Insolvenzursachen nun möglichst vermieden werden?

„Die Herausforderung war, jene Indikatoren zu identifizieren, welche die Unternehmer*iinnen auf eine negative Entwicklung hinweisen können“, bringt Rudolf Grünbichler den Kern des Projektes auf den Punkt. Da Kleinunternehmen oft nur wenige Informationen zur Unternehmenssteuerung zur Verfügung stehen, müssen die relevanten Indikatoren herausgefiltert werden, anhand welcher der Geschäftsverlauf abgeschätzt werden kann.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. In einem vom Expert*innenteam entwickelten Tool werden monatlich bestimmte Indikatoren abgefragt. Die Entwicklung dieser Indikatoren im Zeitverlauf zeigt dem Unternehmen nun an, ob betriebswirtschaftliche Beratung in Anspruch genommen werden sollte. Dies dient einerseits zur Erkennung eines negativen Geschäftsverlaufs und andererseits dazu, womöglich einen größeren finanziellen Schaden vom Unternehmen abzuwenden. Das entwickelte Tool bietet die Möglichkeit, sich selbst laufend messen zu können, um bei Bedarf entsprechende Beratung in Anspruch zu nehmen. Das Tool wird in Zusammenarbeit mit dem KSV1870 laufend weiterentwickelt und in Unternehmen getestet.