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Warum es uns so schwer fällt, nachhaltig zu handeln

Logo unserers FH CAMPUS 02 NachhaltigkeitsbeiratsEin Flug nach Rom für 25€ – nach nur knapp zwei Stunden beginnt der Städtetrip. Oder doch lieber 80€ für eine 16-stündige Zugfahrt im Liegeabteil mit fünf anderen Personen, begleitet von unruhigem Schlaf und einem verspäteten Start in den Tag? So sehr wir nachhaltiger leben möchten, entscheiden wir uns oft für die bequemere, günstigere oder schnellere Option – auch wenn wir wissen, dass sie der Umwelt schadet. Doch warum ist das so? Sind es unsere Gewohnheiten, gesellschaftliche Strukturen oder eine tief verwurzelte Denkweise, die uns davon abhalten, nachhaltiger zu handeln?

  1. Die Kluft zwischen Wissen und Handeln

Wir wissen, dass unser Konsumverhalten die Umwelt belastet – doch unser Verhalten passt sich diesem Wissen oft nicht an. Dieses “Attitude-Behavior-Gap” entsteht aus mehreren Faktoren: Bequemlichkeit, gesellschaftliche Normen oder das Gefühl, dass das eigene Handeln keinen großen Unterschied macht. Oft fehlt uns die direkte Rückmeldung zu den Folgen unserer Handlungen. Würden wir beispielsweise beim Kauf eines Flugtickets unmittelbar die eigene CO2-Bilanz in Form eines greifbaren Schadens sehen, wären wir vielleicht eher bereit, alternative Optionen in Betracht zu ziehen.View railway track and suburban electric train rushing to the departure area airfield. Passenger plane flying in sky, landing at airport. Concept of modern infrastructure transport travel.

  1. Kurzfristige Vorteile vs. langfristige Konsequenzen

Unser Gehirn liebt schnelle Belohnungen. Daher bevorzugen wir oft kurzfristige Vorteile, selbst wenn sie langfristig negative Auswirkungen haben. Autofahren ist bequemer als Radfahren, Fleisch ist oft günstiger und einfacher erhältlich als pflanzliche Alternativen, und ein Wochenende in einer weit entfernten Stadt wirkt verlockender als ein nachhaltiger Nahurlaub. Der Mensch neigt dazu, kurzfristige Bequemlichkeit höher zu gewichten als langfristige Nachhaltigkeit.

  1. Soziale Dynamiken und Gruppenzwang

Unser Verhalten wird stark von unserem Umfeld beeinflusst. Wenn nachhaltiges Handeln nicht die Norm ist, fällt es schwer, gegen den Strom zu schwimmen. Wer einen Freundeskreis hat, in dem oft geflogen oder Fast Fashion konsumiert wird, hat es schwerer, sich anders zu verhalten, ohne sich als “Spaßbremse” zu fühlen. Umgekehrt kann eine umweltbewusste Gemeinschaft nachhaltiges Verhalten erleichtern.

  1. Psychologische Distanz

Der Klimawandel wirkt oft abstrakt und weit entfernt – bis er uns persönlich trifft. Extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen, Hochwasser oder schneearme Winter machen uns erst bewusst, wie dringend Veränderung nötig ist. Doch solange die direkten Konsequenzen unseres Handelns nicht unmittelbar spürbar sind, bleibt der Anreiz zur Verhaltensänderung oft gering.Psychologische Distanz

  1. Strukturelle Hürden und bequeme Ausreden

Nachhaltige Alternativen sind nicht immer für alle gleichermaßen zugänglich oder leistbar. Wenn beispielsweise der öffentliche Nahverkehr schlecht ausgebaut ist, bleibt das Auto oft die einzige praktikable Option. Aber häufig sind es nicht nur äußere Umstände, die uns von nachhaltigem Handeln abhalten – oft sind es auch bequeme Ausreden, die wir uns selbst erzählen. “Ich lebe vegan, also darf ich fliegen”, „Plastikfrei einzukaufen ist zu kompliziert“ oder „Eine Person alleine kann sowieso nichts bewirken“ sind typische Argumente, um das eigene Verhalten nicht zu hinterfragen. Dabei sind es oft gerade diese vermeintlich kleinen, bequemen Ausreden, die uns daran hindern, einen größeren Unterschied zu machen.

Was wir tun können: Anreize schaffen und Strukturen verändern

Damit nachhaltiges Handeln für uns alle leichter wird, braucht es mehr als nur Bewusstseinsbildung – es braucht auch Anreize und eine Veränderung der Strukturen. Politik, Unternehmen und Gesellschaft müssen zusammenarbeiten, um Rahmenbedingungen zu schaffen, die nachhaltige Entscheidungen zur naheliegenden und einfachen Wahl machen. Dazu gehören etwa finanzielle Anreize für nachhaltiges Verhalten, bessere Infrastruktur für klimafreundliche Mobilität und strengere gesetzliche Regelungen für umweltschädliche Produkte.

Doch das bedeutet nicht, dass wir als Individuen keine Verantwortung tragen. Vielmehr geht es darum, die eigenen Gewohnheiten und Ausreden zu hinterfragen und aktiv neue Wege zu gehen. Jede*r von uns hat die Möglichkeit, durch bewusstes Handeln einen Unterschied zu machen – sei es durch die Wahl nachhaltiger Produkte, die Reduktion des eigenen Konsums oder das Einbringen in gesellschaftliche Debatten. Wenn wir gemeinsam aktiv werden, können wir den Grundstein für eine nachhaltigere Zukunft legen.

Green city technology shifting towards sustainable alteration concept

Weiterführende Inspiration

Für alle, die tiefer in das Thema einsteigen möchten, lohnt sich der TEDx Talk von Dr. Thomas Brudermann, Nachhaltigkeitsforscher an der Universität Graz: https://www.youtube.com/watch?v=yaAf-rNkgJQ