Braucht der Bachelor wirklich eine Fortsetzung?

 

Sorry, in diesem Artikel geht es nicht darum, wer von wem eine Rose ausgehändigt bekommt. Die Frage lautet vielmehr: Was bringt es mir, an das Bachelorstudium noch einen Master dranzuhängen?

 

Eine längere Studienzeit hat ihre Vorteile, süß ist das Studentenleben. Es spricht auch nichts dagegen, in einem lässigen Viertel zu wohnen und gepflegt Party zu machen und trotzdem einem Job nachzugehen, der vernünftiges Geld bringt. Nach ein paar Jahren Studium könnte man eigentlich mit Prüfungsstress und Streberei abschließen, oder?

 

In Führungspositionen gern gesehen

Dagmar Lercher, Arbeits- und Wirtschaftspsychologin und Lektorin an der FH CAMPUS 02, hört diese Frage öfter. Ihre Antwort: „Es kommt darauf an, wo ich mich im Arbeitsleben sehe. Eine Bachelor-Ausbildung an einer FH zielt auf die akademische Fachkräfte-Ausbildung ab, auf Master-Ebene wird noch am Feinschliff für Führungskräfte gearbeitet. Das heißt nicht, dass ich als fertiger Master automatisch Führungskraft werde, aber in vielen Unternehmen wird ein Masterabschluss für diese Positionen gern gesehen.“

Der Titel „Master“ klingt ja schon nach Chef und das spiegelt sich auch in den Befragungen der Absolventinnen und Absolventen der FH CAMPUS 02 wider. Rund 20 Prozent der Befragten hatten vor dem Studium in einer Führungsposition gearbeitet, nach dem Studium waren es mehr als 40 Prozent.

 

Ein Master ist sinnvoll, wenn…

Die Gleichung „Master = Manager“ ist aber kein Naturgesetz. Alexandra Leopold etwa, Human Resources Manager bei Rosendahl Nextrom, lässt sich von einem Titel nicht blenden: „Für sich genommen sagt der akademische Titel wenig aus. Relevant ist der Weg dorthin. Wenn jemand bereits eine Lehre mit Matura absolviert hat und dann neben dem Beruf einen Bachelorabschluss dranhängt, braucht er den Master nicht unbedingt. Da sehe ich am Lebenslauf schon, dass diese Person belastbar und zielstrebig ist. Verfüge ich aber über keinerlei Berufserfahrung und habe ich nur meine Schulausbildung vorzuweisen, ist der Master wieder sinnvoll.“

Denn der Masterabschluss bedeutet nicht einfach, dass man jede Menge Wissen in sich reingestopft hat, er sagt etwas über die Persönlichkeit aus. Dagmar Lercher: „Als Unternehmen bekomme ich mit einem fertigen Master jemanden, der Biss hat. Einen Mitarbeiter, der sich gut organisieren kann und nicht gleich aufgibt, wenn es schwer wird. Mit der FH-Ausbildung noch dazu jemanden, der teamfähig ist.“

 

Fortsetzung folgt?

Wie beim Spiel mit dem Junggesellen und dem dornigen Gewächs sollte man auch beim Studium vor allem eines: seinem Herzen folgen. Ein Blick auf den Arbeitsmarkt ist immer eine gute Idee, aber Alexandra Leopold weiß: „Wenn ich mir nach dem Bachelor unschlüssig bin, was ich machen soll, dann sollte ich nach meinen Interessen gehen und vielleicht auch eine komplementäre Kombination wagen.“ Der Master kann so eine Chance sein, ein Bachelorstudium ordentlich aufzupeppen bzw. ein gegensätzlicher Bachelor kann eine BHS noch stärker aufwerten. Dagmar Lercher bestätigt: „Ich bin ein Fan des Bachelor-Master-Systems, weil die Möglichkeit, unterschiedliche Studienrichtungen zu kombinieren, sehr spannend ist.“ Um bei der Sprache der Verkupplungsshow zu bleiben: Gegensätze ziehen sich an. Und so könnte es doch noch etwas werden mit der Fortsetzung des Bachelors.

 

Dieser Bericht ist in Zusammenarbeit mit Futter entstanden und zuerst auf futter.kleinezeitung.at erschienen.