© grasko/shutterstock.com

Risikomanagement im österreichischen Mittelstand

Studie zu Verbreitung, Bedeutung und zukünftige Erwartungen

Die Studienrichtung RWC führte im Jahr 2014 in Kooperation mit Risk Experts eine Umfrage zum Thema „Risikomanagement im österreichischen Mittelstand“ durch. Die erhobenen Daten wurden einer Vergleichsstudie aus dem Jahr 2012 gegenübergestellt.

Das Thema Risikomanagement scheint immer mehr ins Bewusstsein der Führungspersonen mittelständischer Unternehmen zu gelangen – über 70% der befragten Unternehmen gaben an, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Fast die Hälfte übt aktiv Risikomanagement aus, im Jahr 2012 waren es lediglich ein Drittel der Befragten. Nach wie vor ist und bleibt das Thema jedoch Chefsache und ist v.a. bei der Geschäftsführung, im Rechnungswesen und Controlling angesiedelt. Speziell auf Risikomanagement geschultes Personal steht jedoch nur rund der Hälfte der befragten Unternehmen zur Verfügung, der Rest hat keine entsprechend geschulten Fachleute zur Verfügung.

Als Planungszeitraum wird am häufigsten ein Jahr angeführt, wobei sich verstärkt ein Trend zur unterjährigen Planung verzeichnen lässt. Dokumentiert wird das Risikomanagement hauptsächlich über das IKS (Interne Kontrollsystem) sowie über Qualitätsmanagement-Handbücher. Bei 16% der Befragten gibt es keinerlei schriftliche Dokumentation hinsichtlich des Risikomanagements. Ein steigender Anteil der Befragten (30 %, gegenüber 23 % im Jahr 2012) verwendet spezielle Risikokennzahlen zur Quantifizierung der Risiken, wie z.B. Risikoprioritätskennzahlen. Eine spezielle Risiko-managementsoftware wird jedoch lediglich von 11 % der Studienteilnehmer eingesetzt. Die vor- und nachgelagerten Stufen der Wertschöpfungskette werden von 32 % der Befragten nicht in das Risikomanagement miteinbezogen. 51 % binden jedoch gezielt Zulieferer in das Risikomanagement ein, da dort das größte Risikopotenzial für die Unternehmen liegt.

Als Erfolgsfaktoren für ein wirkungsvolles Risikomanagement werden v.a. eine funktionierende Kommunikation sowie die Risikoerkennung und deren ehrliche Beurteilung angeführt. Weiters finden bereichsübergreifendes Teamwork, Commitment mit der Unternehmensführung, die Ursachenanalyse sowie die Verfügbarkeit von Information überwiegend die Zustimmung der Studienteilnehmer. Einen Handlungsbedarf sehen mehr als zwei Drittel der Befragten in der Bewusstseins- und Fortbildung der Mitarbeiter in Bezug auf das Risikomanagement. Bei etwa der Hälfte werden die Risikoerfassung und deren realistische Bewertung als eine zukünftige Herausforderung gesehen. Im Bereich der Integration des Risikomanagements in die Unternehmensplanung und -steuerung sowie die Implementierung von Frühwarnindikatoren in ihrem Unternehmen sehen jeweils über 30 % der Befragten zukünftig einen Handlungsbedarf.

In Bezug auf die Know-how-Träger in den Unternehmen greifen mehr als 80 % der Befragten mittelständischen Unternehmen auf das Wissen der Geschäftsführung zurück, nahezu drei Viertel nutzen das Wissen der Controlling- und Rechnungswesen-Abteilung. Außerhalb der Unternehmen wird v.a. auf das Know-how von Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern zurückgegriffen. Aber auch die Expertise von Banken, Versicherungsmaklern und Rechtsanwälten wird von den befragten Unternehmen nachgefragt.

Als Resümee der Studie im Vergleich zur Umfrage aus dem Jahr 2012 kann festgehalten werden, dass das Thema des Risikomanagements für den österreichischen Mittelstand stark an Bedeutung gewonnen hat. Insbesondere der Faktor „Personal“ und dessen Sensibilisierung auf das Thema ist hier eine zentrale Herausforderung für die Zukunft. Der österreichische Mittelstand befindet sich in Bezug auf das Risikomanagement aktuell in einer Umbruchphase: „Das Bewusstsein über Risikomanagement als ein nachhaltiger Erfolgsfaktor ist zwar grundsätzlich vorhanden, in der praktischen Umsetzung in Form von allumfassenden integrierten Systemen und ausreichend personellen Ressourcen gibt es jedoch enormen Aufholbedarf.“

Die gesamte Studie ist abrufbar: here.

Eine Zusammenfassung ist hier abrufbar: here.

Beitrag vom 24.03.2014 auf RiskNET – The Risk Management Network