Warum ich Teams auch in der Präsenz verwende (zumindest dann, wenn im Hörsaal PCs zur Verfügung stehen)

Autor: Gregor Reautschnig

 

Mit Verhängung des ersten Lockdowns Mitte März 2020 musste der Lehrbetrieb binnen weniger Tage von Präsenz- auf Online-Lehre umgestellt werden. Lektor*innen waren gezwungen, sich neue Tools wie Zoom oder Teams für den Online-Unterricht anzueignen. Die folgenden zwei Jahren brachten einen ständigen, mitunter in recht kurzer Frist vollzogenen Wechsel zwischen Präsenzlehre, Hybridunterricht und vollem Online-Betrieb. Wandel wurde zum ständigen Begleiter. Grund genug für den Autor, sich alte und neue Tools so für den Unterricht herzurichten, dass ein Umstellen von Präsenz- zur Online-Lehre „auf Knopfdruck“ möglich wurde. Flexibilität war und ist mehr denn je gefragt. Der Schlüssel dazu: „Teams“ und die Office365-Umgebung des Sharepoint der FH CAMPUS 02.

 

Schon im Rahmen der Präsenzlehre war und ist die Aktivierung der Teilnehmenden von größter Bedeutung für den Lehr- und Lernerfolg. Für den Online-Unterricht ist sie schlicht unerlässlich. Die Frage ist, wie sich didaktische Elemente wie Gruppen- und Partner*innenarbeiten, Diskussionen oder Wiederholungsfragen in den Online-Betrieb integrieren lassen? Glücklicherweise ist Teams mehr als bloß ein virtueller Hörsaal für den Online-Unterricht. In der Folge sei die Umsetzung einzelner didaktischer Elemente mittels Teams kurz skizziert und ein allfälliger Mehrwert diskutiert!

Diskussionen eignen sich zu Beginn eines LV-Blocks ganz besonders, um einerseits in ein Themengebiet einzusteigen oder Für und Wider zu erheben und andererseits die Teilnehmenden zu aktivieren. Alles, was es braucht, ist eine Fragestellung, ein Medium zum Sammeln der Antworten (Whiteboard, Flipchart, Pinwand) und eine*n Lehrende*n, welche*r durch Leitfragen und entsprechendes Auftreten zu möglichst vielen (geeigneten) Antworten motiviert. Im Online-Betrieb über Teams können Antworten auf mannigfaltige Weise mittels kollaborativer Webtools gesammelt werden: mittels Teams-Whiteboard, Teams-Klassennotizbuch,  Diskussions-Tools  (Padlet, Etherpad oä), Google Docs  oder einfache Word- oder Excel-Dateien auf die entweder nur der*die Lektor*in Zugriff hat oder im geteilten Modus auch alle Studierenden. Das Problem, wie man introvertiertere Studierende zu Aussagen motiviert, kann sich jedoch im Online-Betrieb verschärfen. Die mit Abstand meisten Antworten ließen sich dagegen auf folgende Weise generieren: Einbetten einer virtuellen Diskussionstafel in Teams (Padlet), auf welche die Studierenden in anonymisierter Form ihre Beiträge posten können. Wichtig ist dabei das Kommentieren jedes Beitrags durch den*die Lektor*in. Besonders motivierend erwies sich die Möglichkeit des „Likens“ (Daumen-Hoch- oder  Herz-Symbol). Als echter Mehrwert hat sich die Funktion herausgestellt, nicht bloß Text, sondern auch Bilder, Videos und Links zu posten. Ebenfalls nützlich sind die unterschiedlichen Ordnungs- bzw. Strukturierungsmöglichkeiten der Padlet-Vorlagen (frei, in Spalten, als Timeline oä). Die virtuelle Diskussionstafel ist dem klassischen Whiteboard des Hörsaals auch aus banalen Gründen wie der Lesbarkeit (nicht jede*r verfügt über eine schöne Handschrift) und dem Aufrechterhalten des Blickkontakts (kein Rücken-Zudrehen) überlegen. Ein Reimport virtueller Diskussionstafeln in den analogen Hörsaal bringt somit einige Vorteile mit sich.

Gruppen- oder Partner*innenarbeiten lassen sich in Teams gut mittels Breakout-Rooms abwickeln. In den virtuellen Separées können Studierende ungestört diskutieren und Aufgabenstellungen lösen. Commitment und Output hängen dabei wie im Hörsaal wesentlich von der Form der Ergebnispräsentation und -dokumentation ab. Aufgaben bzw. Quizzes lassen sich mittels der Office365-Anwendung Forms organisieren, welche auch die Präsentation der gesammelten Antworten als Balken- oder Tortendiagramm ermöglicht und so die Performance des Gesamtjahrgangs transparent macht. Für komplexere Rechen- oder Bilanzierungsaufgaben haben sich Excel-Lösungsraster bewährt, die in den Gruppenkanälen für die Studierenden bereit stehen. Werden in Teams vorab eigene Gruppenkanäle angelegt, lassen sich diese Lösungsraster einfach hochladen. Der Vorteil gegenüber einer Gruppenarbeit in Präsenz ist, dass der*die Lehrende jederzeit virtuell am Lösungsprozess teilnehmen und damit beobachten kann, ob die Gruppe am richtigen Weg ist oder nicht. Dabei ist nicht einmal der Einstieg in den Breakout-Room vonnöten; auch wenn dies zur Klärung anderer Fragestellungen empfohlen wird (im kleineren Kreis sind die Hemmschwellen niedriger). Es können Hinweise in das Lösungsraster geschrieben oder farblich markiert werden, was richtig beantwortet wurde und was nicht. Der*die Lektor*in erhält auf diese Art nicht nur hervorragendes Feedback über den Lernfortschritt der Studierenden, sondern auch über Schwierigkeitsgrad und Verständlichkeit der Aufgabenstellungen selbst. Transferiert man solche, über Teams organisierte, Gruppenarbeiten in den Hörsaal zurück, kommt zur virtuellen Echtzeit-Unterstützung via Teams auch die direkte Kontaktaufnahme im Hörsaal hinzu.

 

An dieser Stelle ist dem Verfasser der Hinweis wichtig, dass diverse Aufgabenstellungen auch mittels Moodle, Kahoot, Quizlet uvm. organsiert werden können. Jedoch erscheint ein zu häufiger Wechsel zwischen unterschiedlichen Plattformen zeitaufwändig und es besteht die Gefahr, Studierende kurzfristig zu verlieren. Einfachheit bzw. Zurückhaltung ist auch bei der Verwendung von Lernwerkzeugen Trumpf. Was man auf einer Plattform wie Teams integrieren kann, sollte man auch integrieren. Zu häufige Medienbrüche sind zu vermeiden.

Mit Teams und den mit Sharepoint in Verbindung stehenden Office365-Anwendungen stehen den Lehrenden der FH CAMPUS 02 mächtige Tools zur Abwicklung der Online-Lehre zur Verfügung. Hat man das Glück, die Lehrveranstaltung vor Ort in einem PC-Raum abzuhalten, sollte man als Lehrende*r unbedingt darüber nachdenken, wie diese Werkzeuge zur weiteren Optimierung didaktischer Elemente und Sozialformen auch im Rahmen der Präsenzlehre genutzt werden könnten. Die skizzierten Vorteile liegen u.a. in der höheren Ergebnistransparenz, im gesteigerten  Commitment der Studierenden, in der erhöhten Zahl der Diskussionsbeiträge, in der Möglichkeit rascher zu unterstützen und damit auch in einer höheren Erfolgsquote gestellter Aufgaben. Vorteile, die den Verfasser dazu bewogen haben, Teams auch in der Präsenz zu verwenden und Studierende dazu zu motivieren, ihr eigenes mobiles Device an die FH CAMPUS 02 zu bringen.

Über den Autor

FH-Prof. Mag. Gregor Reautschnig, StB, ist hauptberuflicher Lektor und Fachbereichskoordinator für Rechnungswesen und Steuern der Studienrichtung Rechnungswesen & Controlling. Seine Lehrveranstaltungen umfassen die Bilanzierung nach UGB und Steuerrecht, die Konzernabschlusserstellung sowie die Jahresabschluss-Analyse. Er ist bestrebt, diese fachlich komplexen und mitunter abstrakten Inhalte didaktisch so eingänglich und einfach wie möglich aufzubereiten – aber nicht einfacher!